Comsat Angels – Sleep No More

Schon als WAITING FOR A MIRACLE erschien, fehlten mir die Worte. In zweierlei Hinsicht. Einmal, weil sprachlos vor Erstaunen über diese außergewöhnliche Band, zum anderen, weil die Comsat Angels (für mich) eine der wenigen Gruppen sind, die sich fast jeder Etikettierung entziehen. Und das, obwohl es nicht um ultraexotische oder sonstweiche »nie zuvor gehörte* Klänge geht. Auch für SLEEP NO MORE trifft das zu: gleichermaßen intelligente und gefühlsintensive Musik, wie sie später einmal als charakteristisch für etliche Gruppen der Gegenwart in die Rock-Historie eingehen wird. SLEEP NO MORE ist ein Album von gemäßigter Grundstimmung: aber weder von gelähmter Grabesstille (Factory-Bands) oder dramatisierender Melancholie (Echo & The Bunnymen) noch von schablonenhafter Vollbremsung (Cure/FAITH) geprägt. Es dunkelt, wird aber nie trist oder modisch depressiv.

Was hier an feinsten Klangspielen im Vorder- und Hintergrund inszeniert wird, ist faszinierend: Integration in Vollendung. Da liegt auf vorwärtsgetriebenem Rhythmus ein langsamer Song. Da ergänzen sich riesige, plumpe Baßtropfen und nervöse Obertöne zu Collagen, die das genaue Gegenteil von Stückwerk jedweder Art sind, Gegensätze lösen sich auf. Stephen Fellows‘ Gesang und sein Gitarrenspiel sind markant, ohne eine Führungsposition einzunehmen. Auch bei Andy Peake (kb), Kevin Bacon (b) und Mik Glasher {dr) arbeiten ausschließlich fürs Team – und so kommt es, daß alle vier vor lauter Uneigennutz nebeneinander in der ersten Reihe stehen. Je öfter ich diese LP (und auch ihren Vorgänger) höre, desto schwieriger fällt eine ausreichende Beschreibung – immer neue Eindrücke drängen sich auf, immer unmöglicher, einzelne Stücke hervorzuheben. Die Comsat Angels und ihre Musik haben Weltklasseformat.