Mitch Ryder – Live Talkies

Eine Doppel-LP plus Maxi-Single = vierzehn Songs, sämtlich live im Studio eingespielt: zwölfmal Digitales und als Bonbon die direkt geschnittene 12″-Scheibe. Laufzeit total: 70 Minuten. Mitch Ryder & Co. sind in Gala-Form, sie liefern zugleich eine Live-Platte und eine Art Sampler ab (siehe Bob Seger, aber mit anderem Resultat). „Aint Nobody White“, „Tough Kid“, „Red Scar Eyes“, „Er ist nicht mein Präsident“ usw.; Ryder-Standards in explosiven Versionen (hoch den Laufstärkeregeler!), ohne daß nachträglich daran herumgefummelt wurde. Dazu kommen zwei Dylan-Songs, von denen „SubterraneanHomesick Blues“ hinter der Riesennummer „Wicked Messenger“ zurückbleibt. Ferner aus fremden Federn: AI Greens „Take Me To The River“, Steve Croppers „Liberty“ (dynamischer denn je) und „It’s All Over Now“ von Womack/Womack. Die zum Glück großzügige Pressung – höchstens drei Songs pro Seite – erlaubt den Durchblick: endlich ist auch der Keyboarder Billy Csernits kraftvoll mit im Vordergrund, die Gitarristen Joe Gute und Rick Schein hetzen sich von einer Attacke in die nächste und Wilson Owens trommelt eindringlich neben dir im Zimmer (besonders prägnant natürlich beim direct cut). Und hier würgt, krächzt und brüllt Ryder eine „Long Tall Sally“ aus sich heraus, die lebendiger ist, als das ganze Seger-Album zusammen. Die von Ryder-Konzerten gewohnten Sirenenübungen im Hals des Schwierigen finden gleich mehrfach statt. Auch wenn die Platte ein wenig schwerfällig beginnt, der Gesamteindruck lautet: roh, erdig, sehr zu empfehlen. Die Auflage ist limitiert.