Achim Reichel – Blues In Blond
Endlich ist da mal einer, der die kleinen Träume ohne modische Schnoddrigkeit und ohne aufgemotztes Gehabe unter die Leute bringt: Er heißt Jörg Fauser, schreibt Romane („Der Schneemann“) und Gedichte, lebt seit kurzem in Berlin und hat Bock auf Rock bekommen. Das heißt konkret, Texte für eine LP von Achim Reichel zu schreiben, der deutsche Lyrik schon auf seinem UNGESCHMINKT-Album vertont hatte. Der beste, weil spannungsreichste Beitrag jener Platte: „Riverside Drive“ von Jörg Fauser.
Schwer zu sagen, warum der ehemalige Fixer, der auch schon Rolling Stones-Texte für das Songbook von Zweitausendeins ins Deutsche übertrug, jene Sprache spricht, die so einfach klingt und doch so einfallsreich ist. Es braucht sicher nicht nur Lebenserfahrung (Fauser hat ein paar dreckige Vorhöfe des Weltuntergangs kennengelernt), sondern auch Schreiberfahrung — gewöhnlich Schwachstelle Nr. 1 der deutschen Rocklyrik. Selten mal, daß jemand wie Udo Lindenberg oder Nina Hagen, Ulla Meinecke oder Annette Humpe den Nagel auf den Kopf trifft. Den Ton bestimmen immer noch die Stümper. Vermutlich liegt das daran, daß einfach ein Text gemacht werden muß, damit der Song zum Song wird. Dabei wird erst ein Schuh daraus, wenn man etwas zu sagen oder zu erzählen hat. Fauser hat. Kleine Träume, wie gesagt, Szenen aus Großstädten, Episoden mit Mädchen und satirische Anmerkungen zum gegenwärtigen Kulturpessimismus. Das alles hat der experimentierfreudige Hamburger Gitarrist und Plattenverleger Achim Reichel zum Klingen gebracht. Seine Musik haut einen nicht vom Hocker, aber seine Art, die Texteinfälle mit seiner fast lakonischen Stimme zu präsentieren, hat schon wieder Stil.
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