Nils Lofgren – Night Fades Away
Ein kraftvolles, sinnliches Riff führt in die Platte hinein, ein Riff, das man so oder ähnlich schon einmal gehört hat auf der Lofgren-LP I CAME TO DANCE. Jenes Album markierte einen Wendepunkt in der Karnere des amerikanischen Gitarristen: Weg vom Image des Wunderkindes, das sein überragendes Talent in Songs einbettete, die mit geradezu klösterlicher Strenge und Sparsamkeit instrumentiert waren; hin zu üppig ausgestattetem Pop-Rock, der auch einem Massenpublikum gefallen konnte.
Mehr noch als NILS, die LP, die Lofgrens Durchbruch in Deutschland markiert, folgt N1GHT FADES AWAY dem Kurs von I CAME TO DANCE, und trotz auffallender Parallelen ist sie eine gute, eigenständige Platte geworden.
Im Grunde sind nicht nur all die Gitarrensoli, die mit überschäumender Dynamik aus den Songstrophen herausschießen, völlig anachronistisch. Lofgrens gesamte Musik klingt angesichts der Heavy Metal-Todesschwadronen und der apokalyptischen New Wave-Melancholie wie ein archäologisches Fundstück. Trotzdem: Gerade als Kontrapunkt zum aktuellen Rock tut es manchmal ungeheuer gut, Titel wie „Night Fades Away“, „Empty Hard“, „Ancient History'“(aha!) oder I Go To Pieces“ zu hören, wegen des Wohlgefühls vor allem, das sie in Kopf, Herz und Bauch auslösen. „I Go To Pieces“ übrigens, von Del Shannon komponiert und hier gesungen, war 1965 in den USA ein Hit des englischen Duos Peter & Gordon, und die positive Grundstimmung jener Jahre schwingt auch in Lofgrens hervorragender Version mit.
Ähnlich wie Bob Seger, Mark Knopfler oder Tom Petty versteht es Nils Lofgren, bewährte, althergebrachte Zutaten zu frischer Rockmusik zu verarbeiten. Nimmt man noch seine ungebrochene technische Brillanz, sein gutes Ohr für zu ihm passende Fremdkompositionen (z.B. „Anytime At All“ von den Beatles), sein eigenes kompositorisches Können und seinen warmherzigen Gesang hinzu, ergibt sich unter dem Strich ein Album, das ich auch in ein paar Jahren noch gerne hören werde, unabhängig von allen modischen Trends, die bis dahin noch über das Rockvolk hereinbrechen könnten.
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