Uli Hundt und die Betablocker – Schweinehundt

„Wir schlucken schon zu viel Scheiße / für unser Gefühl / drum Schluß mit der guten Miene / zum bösen Spiel / lieber zehn Chefs zu wenig als einer zu viel ( … ) Leute, der Kampf geht weiter / mal blutig ernst, mal heiter …“ Nach Ton, Steine, Scherben haben sich schon viele Bands an solchen Parolen versucht. Fast immer endeten die Bemühungen im Peinlichen. Diese Gefahr haben jedoch Uli Hundt und die Betablocker von vornherein gebannt – Uli Hundt (früher Sanger bei Schroeders Roadshow) sieht alles nämlich keinesfalls so eng, wie die Vokabeln „Chefs“, „Kampf“, „blutig ernst“, usw. vermuten ließen. Schon im nächsten Song schwärmt Uli von einem „St. Pauli Mädchen“: „Trotz deinem breiten Kreuz bist du genau mein Typ / doch mit Gummititten und deinem falschen Haar / und deinem starken Bartwuchs komme ich nicht klar.“ Wer könnte nicht mitfühlen, wenn er auf Seite 2 flucht: „Am Arsch-Morgenstund ist ungesund / am Arsch ich hab’nen Geschmack wie Scheiße im Mund- am Arsch.“ Wenn schließlich ein dubioser „Vader Abraham“ von einem noch dubioseren Chor umringt wird, der einstimmt:

„Immer in die Fresse, in die Fresse, in die Fresse rein! (…) Viele Grüße deine Schlümpfe aus dem Hochsicherheitstrakt!“, leuchtet jedem ein: In jedem von uns steckt ein Schweinehundt / wir sind unausstehlich, kerngesund. Wenn wir zusammen singen, wird der Beton zerspringen / kein Mensch verbietet uns den Mund.“ Utopisch, aber nicht unsympathisch.

Denn Uli Hundt ist außer sehr prägnanten Texten noch etwas hierzulande beinahe Außergewöhnliches gelungen: die Betabiocker machen richtig gute, knallige Rockmusik. Die Gitarren dürfen schräg knacken oder verzerrt kreischen, der Baß (Rieh Schwab von den Schroeders) hat immer eine Idee mehr, als man gewohnt ist, die Background-Stimmen werden gezielt eingesetzt, witzig arrangiert mit ziemlichem Drive.

Am allerbesten gefallen mir jedoch die Bläser. Wofür Southside Johnny regelmäßig zehntausende von Dollars ausgibt und wochenlang vollsynchronisierte 48-Spur-Studios belegen muß, das schütteln hier drei deutsche Jungs im Stuttgarter Zuckerfabrik-Studio mehr oder weniger aus dem Ärmel.

Mit UU Hundt und den Betablokkern macht deutsche Rockmusik seit langem mal wieder Spaß. Man kann mitwippen und losrocken, sogar richtig hinhören!