Desmond Dekker – Compass Point
Eine kuriose, aber sicherlich auch vielversprechende Paarung: Robert Palmer, einer der besten weißen Reggae-Interpreten, produziert Reggae-Altstar Desmond Dekker, der bereits Ende der sechziger Jahre in den Hitparaden zuhause war, unter anderem mit dem Welterfolg „The Israelites“. Die Wiederveröffentlichung dieses Songs im Jahre 1975 brachte Dekker erneut in die europäischen Charts, und auch sein zweites Comeback im vergangenen Jahr startete er mit der gleichen Nummer, diesmal aktualisiert im Ska-Rhythmus.
Dieser kurze Abriß der Erfolgsgeschichte des Jamaikaners zeigt, wo seine Schwäche liegt: Gute, starke Songs fallen ihm nur selten ein, sonst hätte er nicht zehn Jahre lang von einem mageren Hit gezehrt. Auch bei seinem jüngsten Album stolpert er über diese Hürde. Nur vier Titel – „I’ll Get By“, „Isabella“, „Big Headed“ und „That’s My Woman“ – blieben in meinem Ohr hängen, der Rest ist harmloser Durchschnitt oder gar Boney M.-Verschnitt („Allamanna“). Auch eine Schnulze wie „I Do Believe“ ist für Mr. Dekker, der über eine durchaus eigenständige Stimme verfügt, der falsche Schuh.
Die kreativen Lücken, die Desmond Dekker offenläßt, werden zum Teil höchst elegant abgedeckt – von Robert Palmer, der als Produzent dieser LP so kräftig seinen Stempel aufdrückt, als war’s sein eigenes Werk. Der Rock- und Reggae-Sound von COMPASS POINT unterscheidet sich nur geringfügig von dem der Palmer-Alben SECRETS und CLUES, die der Beau von den Bahamas auch selbst produziert hatte. „Big Headed“ und „That’s My Woman“ sind sogar typische Palmer-Songs, so typisch, daß ich der Versicherung des LP-Covers, alle Songs stammten aus der Feder von Desmond Dekker, nicht so recht glauben kann.
Schlecht ist COMPASS POINT nicht. Ein paar gute Songs, ein paar gute Sounds, das ist mehr, als viele derzeit erscheinende LFs zu bieten haben. Was nicht stimmt, ist das innere Gleichgewicht der Platte. Mit einigen griffigen Titeln fremder jamaikanischer Interpreten und mehr Selbstdisziplin von Robert Palmer wäre Desmond Dekker besser gefahren.
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