The Passage – For All And None
Gleich vorweg: FOR ALL AND NONE ist das beste Album, das ich in den letzten Wochen gehört habe. Absolut makellos, vom eigenen Musikstil über Texte bis hin zur Produktion. Der Titel „Für alle und keinen“, ein Herbert Marcuse-Zitat, ist Motto von The Passage, dem Trio aus Nordirland. Ein weiteres Zitat von Nietzsche manifestiert ihre Einstellung zur Musik: Kunst und ihre Wahrheit.
Wie schon die erste LP PINDROP, damals noch auf einem unabhängigen Label erschienen, ist dies zweite Album nicht gerade jenen zu empfehlen, die Rockmusik als pure Unterhaltung ansehen. Dennoch ist FOR ALL AND NONE ein Genuß, eben ein Kunstgenuß. Jedes Stück hat einen liebevoll arrangierten Auftakt, lebt von schnellen Wechseln in Rhythmus, Thema und der Stimmung, die meist verhalten, fast klassisch wirkt. Das Düstere in ihrer Musik besitzt durchaus Humor, subtilen natürlich. The Passage arbeiten viel mit Echo und Technik und klingen dennoch poetisch, ja bisweilen fast folkloristisch. Simple Minds, Human League, Wire, klingen da ebenso an wie Soft Machine und 10 cc. Besonders dominant die Glockenspiel-ähnlichen Keyboards. Besonders hörenswert „Lon Don“, Psychogram einer Großstadt, „The Shadow“, auf dem Teresa Shaw glasklaren Folkgesang einbringt, „I Do The Bastinado“, „A Good And Useful Life“, „Tangled‘, das stark an Wire erinnert. „Photo Romance* mit seinem zynischen Text und den Sprechchören hingegen tendiert sehr in die Richtung alter lOcc-Nummern. Die Passage von FOR ALL AND NONE hält viele Überraschungen bereit für die, die Zwischentöne wahrnehmen können, und ist, trotz Verlierer-Pose, angenehm optimistisch.
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