Killing Joke – What’s This For…!

Das zweite Album der Band aus Londons Drop-Out-Viertel um die Ladbroke Grove. Auch diesmal ist das Cover wieder von dunklen Gestalten bevölkert, die von der apocalyptischen Weltsicht ihrer Urheber künden. Dabei ist die Szenene dieser Cover-Illustration gar nicht mal in der „modernen“ Welt beheimatet, sondern weckt eher mittelalterliche Assoziationen: Klöster, schwarzer Tod, Düsternis durch Abkehr Gottes. Die Welt von Killing Joke ist eine Welt der dunklen Mythen, als deren Werkzeug und Sprachrohr sich die Band versteht. Vor Jahren gab es einmal eine andere Band, die kam auch aus Ladbroke Grove und hatte einen ganz ähnlichen Background: Hawkwind, die Band des Volkes.

Auf WHATS THIS FOR…! zeigen sich Killing Joke auf dem Weg zu einer stärkeren Homogenität. Im Gegensatz zur kargen Produktion ihres Debüt-Albums findet man hier einen satten, wenn auch etwas verwischten Gruppensound, der die einzelnen Instrumente in den Hintergrund verdrängt. War früher noch der unterschiedliche Background der Gruppenmitglieder anhand ihrer Spielweisen klar zu erkennen gewesen, so kann man heute von einer fortgeschrittenen Verschmelzung sprechen. Zwar klingt Geordies Gitarre immer noch sehr nach HM, doch steht sie nicht mehr isoliert, sondern im Bezug zu den Anforderungen der Songs, wobei Stereotypen weitgehend vermieden werden. Jaz‘ Stimme ist durchweg stark verfremdet, Worte sind kaum verständlich. Das ganze Konzept hat etwas Mutiertes an sich, etwas gerade-noch-Menschliches, das einen manchmal erschauern läßt. Nicht so sehr wegen des dargestellten Horrors, sondern mehr wegen der rigorosen und gnadenlosen Umsetzung dieses Konzeptes in Musik.

Das Debüt-Album KILLING JOKE war in seiner unbefangenen Rauheit und bitteren Ästhetik ein einladendes und gar nicht mal so hoffnungsloses Werk. WHAT’S THIS FOR…! hat dies zu perfektionieren versucht, was – siehe oben – größtenteils gelungen ist, aber auch das letzte Fünkchen Wärme aus der Musik vertrieben hat. Zur ideologischen Ernsthaftigkeit ist nun auch noch die musikalische gekommen, es gibt reichlich Linientreue und wenig Überraschungen …

Genug gemeckert. Die Platte ist gut, am besten gefällt mir „Tension“ und „Who Told You How?“ – „The Fall Of Because“ und „Follow The Leaders“ sind auch ok, der Rest ist gehobener Durchschnitt.