Dave Edmunds – Twangin‘

Jörg – ganz großer Edmunds-Spezialist – sagte nach kurzem Blick auf den Waschzettel der Plattenfirma, daß der große Meister wieder mal reichlich faul war. Was er damit meinte, war die Tatsache, daß Edmunds nur an zwei Stücken mitkomponiert hat. Sicher können auch LPs, die fast nur aus Fremdkompsitionen bestehen (man denke nur an Ry Cooder) absolute Hämmer sein, doch auf dieser Platte gibt es drei Ausfälle. Versteht mich jetzt nicht falsch, die Stücke sind auf keinen Fall schlecht – es gab sie halt nur schon mal besser. Da wäre als erstes „Three Time Loser“, das die Inmates bisher am besten interpretiert haben, dann „You’ll Never Get Me Up“, das im Original von Micky Jupp (wo Dave selbst mitspielt) stärker ist und schließlich „Baby Let’s Play House“, das mir von Rachel Sweet auch besser gefallen hat. In allen drei Fällen liegt es wohl hauptsächlich daran, daß Dave der schwächere Sänger ist.

Demgegenüber gibt es einen Überhammer: „Almost Saturday Night“ von John Fogerty (CCR). Die Produktion dieses Songs trägt ganz deutlich die Handschrift von Dave Edmunds – wirklich ein Meisterwerk. Nicht umsonst ist es auch die aktuelle Single. Auch sehr gut gefallen mir das Nick-Lowe/Rockpile-Stück „I’m Only Human“ und „The Race Is On“, das Dave zusammen mit den Stray Cats eingespielt hat. Auf allen anderen Stücken begleiten ihn die restlichen Mitglieder der leider nicht mehr existierenden Rockpile. Ein schöner Popsong mit viel Drive ist außerdem die Ian-Gomm-Nummer „It’s Been So Long“. Erwähnenswert ist auch noch die tolle Mundharmonika, die Chesterfield Kings in „Cheap Talk, Patter And live“ spielt.

Wirklich keine üble Platte, doch dem direkten Vergleich mit GET IT z. B. würde sie wohl nie standhalten.

Liegt wahrscheinlich daran, daß Dave Edmunds gegenüber seinem ehemaligen Label Swan Song verpflichtet war, noch eine letzte Platte abzuliefern…