Marius Müller-Westemhagen – Stinker

Wo nimmt der „Dürre“ bloß seine ganze Energie her? Nicht nur, daß Marius Müller-Westemhagen einer der besten, wenn nicht der beste Darsteller schräger Charaktere auf dem Fernsehbildschirm bzw. der Kinoleinwand in deutschen Landen ist…, nein, er ist auch noch der ernstzunehmenste deutschsprachige Rock’n’Roller auf Platte und Bühne, Lindenberg und Maffay zum Trotz.

Nur wenige Wochen nach seiner überaus erfolgreichen und schlauchenden BRD-Tournee gegen Ende des vergangenen Jahres, hat’s der M.M.-W. geschafft, in einem Münchner Studio mit seinem STINKER ein weiteres Album einzuspielen, daß zu den wenigen Highlights auf dem deutschen Markt gerechnet werden darf. Zu den Musikern Nick Woodland (Gitarre), Jimmy Jackson (Orgel) , Lothar Meid (Baß, zudem Produktion) und Tom Winter (Mundharmonika), die auch mit M.M.-W. on the road waren, sind diesmal zusätzlich Bassist Klaus Voormann, Percussionist Alan Than, Sax-Mann Olaf Kubier, Drummer Charlie Terstappen und die Chorsängerinnen Christina Harrison und Gitta Walter mit ins Studio gekommen. Und wie gehabt, lebt auch STINKER von der spontanen Umsetzung der Westernhagen-Kompositionen im Live-Spiel der Band bei den Aufnahmesessions. Unser häuslicher Freund Marius ist im Studio wieder in sein Alter-Ego, den großkotzigen, dennoch sympathischen Weiberhelden Westernhagen geschlüpft, präsentiert sich als „Ladykiller“, stellt „Rosi“ und „Lulu“ vor und malt in „Sex“ ein starkes Stimmungsbild Jeder-mit-Jedem. Interessant ist STINKER vor allem durch die musikalischen Gegensätze, die die Platte sehr abwechslungsreich gestalten. Neben einer gehörigen Prise Frischwärts (auch der Westernhagen hat die Neue Welle bewußt gehört und umgesetzt), so in „Daß Du Mich Verläßt“ (off beat) und „Sex“ (mit Farfasia-Iniro), gibt’s auch viel Tradition wie das dylaneske „Von Drüben“ (ein bissiger Song), den Rock’n’Roll „Lulu“, die akustische Ballade „Ich Liebe Dich“ (schön!) und den textlich aberwitzigen Akustik-Blues „Ein Loch In Der Tasche“ mit Kontrabaß, Bottleneck und Harp.

U.v.a.m! Noch erwähnenswert: das witzig-frech (mal wieder auf Kosten der Frau! gm) gestaltete Cover mit Marius in Voyeur-Pose und die teilweise recht abgehobenen Soli, so Kübler’s Sax in „Sei Stark“ und „Rosi“.