Tuxedomoon

Desire

„Über allen Gipfeln herrscht Ruh’…“ bedrohliche Ruhe. Unruhige Stille. Tuxedomoons Düsternis ist eine ganz langsame, kriechende, melancholische. DESIRE ist Instrumenten-Musik, wenn man es so bezeichnen kann. Instrumente, die Klangfarben zeichnen, Stimmungen ausdrücken, die frei sind von Knalleffekten, Rhythmen, Hook-lines, modemer Modernität. Cross-Over-Musik im Niemandsland von Jazz, Klassik, Elektronik, Pop. Sehr östlich klingt das oft, fast folkloristisch, „Jinx“ etwa. DESIRE fließt, unablässig, ganz unmodisch. Freunde von loy Division und Cure werden sich wohlfühlen, Rockgegner das Saxophon lieben, Tänzer die hypnotisch schaukelnden Strukturen, zu denen man sich selbstversunken wiegen kann. Kommunikativ ist diese Musik eigentlich nicht, eher etwas für Selbstbesinnung. „Victims Of The Dance“ drückt das klar aus. Lose Kontakte in der Menge mit bewußter Isolation. Eingängiger als HALF-MU-TE ist das zweite Album auch. Der Titelsong „Desire“ versucht sich an Doors-Strukturen und ist das, was den Stranglers fehlt. Es hat Biß und Originalität. Und so versteckt ernst ist Tuxedomoon auch nicht mehr. „Again“ könnte glatt von Bryan Ferry stammen, sollte er jemals einen selbstironischen Anfall bekommen. Ein bißchen subversiver Humor schlägt da zwischen die Kammertöne. Vor allem beim letzten Stück „Holiday For Plywood“. Da überraschen Tuxedomoon mit beschwingt-alberner Cafehaus Musik, die problemlos im Ritz gespielt werden könnte. Eigentlich sind solche Spaße eine britische Spezialität. DESIRE ist ein angenehmes, sympathisches und unprätentiöses Album.