Styx – Paradise Island

Styx sind wohl ein echtes Stiefkind der Redaktion. Ich habe die Band aus Chicago vor einiger Zeit live erlebt, und da ich sie gar nicht sooo schlecht find, hatte ich mir diesmal vorgenommen, ihre inzwischen zehnte LP ohne große Vorurteile zu besprechen. Allerdings ist PARADISE ISLAND wirklich schwach ausgefallen, auch im Vergleich mit dem eigentlich noch recht angenehmen Vorgänger CORNERSTONE.

Seite eins beginnt mit „A.D. 1928“ gleich sehr kitschig und auch das schnellere „Rockin‘ Paradise“ besitzt kaum Ausstrahlung. Mit dem keyboardonentierten „Too Much Time On My Hands“ und dem Ska-Ansätze aufweisenden „Nothing Goes As Planned“ wird’s zwar einen Tick besser, aber die säuber-geschliffene Bombast-Ballade ‚The Best Of Times“ (ha, ha) gehört wohl zum Schlimmsten, was in letzter Zeit in Vinyl gepreßt wurde.

Der Opener von Seite zwei („Lonely People“) ist dann zur Abwechslung einmal wirklich stark, besonders auffallend die sehr schön arrangierten Bläser. Aber dann geht’s sofort wieder bergab, „She Cares“ erscheint ziemlich seicht und „Snowblind“ ist eine typisch ’styxige‘ Durchschnittsnummer. Kurz vor Schluß erfolgt mit „Half Penny, Two Penny“ noch einmal ein echtes Aufleben und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn dieser vielseitige und wohl beste Song besitzt tatsächlich etwas von der bei Styx so oft vermißten Lebendigkeit. Aber anstatt einen guten Eindruck zu hinterlassen, zieht die Band es vor, mit „A.D. 1958“ und „State Street Sadie“ genauso kitschig zu enden, wie sie begonnen haben. Das ist eigentlich schade, denn die Gruppe hat einiges an Potential; viele Songs sind sogar recht interessante Kompositionen – aber was nützt das, wenn die Musiker dann alles mit einer dicken, undurchlässigen Schmalzschicht zukleistern!?