Wolfgang Niedecken’s BAP – Rockt andere Kölsche Leeder
Kennt Ihr schon die Geschichte mit Silvia Sommerlatt als Heidi und Ernst Albrecht als Fury, die Ben Cartwright beauftragt haben, die AKW-Strahlung am Waldsee, für die der Alp-Öhmi plädiert, zu bewachen, während Winnetou als Windsurfer mit Hilde Kneef ein Duett singt, und wo Prof. Grzimek, Jim Knopf und Lokomotivführer Lukas, Flipper, Tammy inklusive Hausboot auftreten? Oder so ähnlich.
Könnt Ihr kaum kennen, weil Ihr wohl Wolfgang Niedecken und BAP noch nicht kennt. Niedecken singt halb Kölsch und halb Hochdeutsch, ist also verständlich, zumal die beiden LPs beiliegenden Riesen-Informationen rundum Auskunft geben. Niedecken hält sich vom Kölner Karneval fern, was ihn einerseits eine Menge Geld kostet (an nicht eingenommenen Gagen), ihm andererseits aber erlaubt, kompromißlos aggressive Texte zu singen. Wohltuend aggressiv, oft sehr witzig und mit wunderbaren Wortbildem. Nicht immer geht’s dabei bloß lustig zu, denn auch der oben zitierte Song „Das große Schu-bi-du“ geht weit tiefer als nur intelligenter Nonsens. Die Kirche, Mode-Punks, das Kreiswehrersatzamt, die Männlichkeit der Disco-Generation, das Verbot (mißverstandener) klammheimlicher Freude, Bauspekulanten und selbstherrliche Kleinbürger sind einige der Niedecken’schen Ziele, wobei der Sänger und Gitarrist nicht bloß Themen streift, sondern wirklich aufgreift – in Texten, die vielfach höchsten Standard besitzen. Ein Song wie „Vun mir uss Kitsch“, der wirklich besser im Familienkreis verblieben wäre, ist die Ausnahme.
Denn allein das, was Niedecken mit den Oldies „Hang On Sloopy“ und „Wild Thing“ auf ROCKT ANDERE KÖLSCHE LEEDER fabriziert, sprüht an Witz und scharfer Beobachtung. Musikalisch unterscheiden sich ROCKT… und AFFJETAUT (erstere ein Jahr alt, letztere brandneu) etwa so: ROCKT… wurde noch als Amateurband aufgenommen, etwas holpriger, aber mit besserem Sound; AFFIETAUT tönt etwas härter. Beide Alben enthalten neben schnellen Rockern auch langsame Stücke und sind textlich höchstens dadurch unterschiedlich, daß AFFJETAUT mir etwas persönlicher erscheint. Hier in Köln gehört – laut Szene – Wolfgang Niedecken die Zukunft. Niemandem anders! Und die Sternbewertunq meine ich sehr ernst und überzeugt! PS.: Falls nicht im Laden erhältlich, kann man die LPs über Eigelstein Musikproduktion, Hansaring 80, 5000 Köln 1, erhalten.
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