Tom Waits – Heartattack And Live
„Don’t you know there ain’t no devil, there’s just god when he’s drunk.“ krächzt Tom Wails zerrissen im Titelsong. Waits, in Schwarzgekleidet und immer unrasiert, sieht so verkommen aus, kratzt mit seinem Sandpapier-Kehlkopf so im Abfall, daß du Angst hast, er könnte den nächsten Ton-Auswurf nicht überleben. Ich kannte/hatte zwar schon eine frühe Platte von ihm, doch hatte ich mich bisher ferngehalten davon – vielleicht aus Angst, stürzen/fallen zu können. Ich merke, daß wir beide von ähnlichen Dingen besessen sind . . .
„I spent all my money in a Mexican whorehouse, across the street from a catholic church… I shot the morning in the back, with my red wings on. I told the sun he’d better go back down.“ „Mr. Siegal“.
Waits, halb Schotte/halb Ire, der hinter dem berühmten Tropicana Motor Hotel (Hollywood) lebt, fühlt sich brutal-realistisch in die Dreck-Atmosphäre des Asphalts/der Piano-Bar/des Dollarsein. Seine Visionen und sein Verstehen der 2-Uhr-Morgen-Stimmung sind einmalig. Titel wie „Butter Off Without A Wife“ und „Warm Beer And Cold Woman “ rufen Bilder hervor, die für sich sprechen (beides frühere Stücke).
HEARTATTACK & VINE ist voll mit rohem/blutendem Rhythm & Blues, mit Schmutz-Balladen, mit Killer-Versen: „… I sold a quart of blood and bought a half a pint of scotch. “ (‚Til The Morning Runs Out“). Bilder/Visionen vom Lande (amerikanischer Mittelwesten) und von der Stadt, und immer in kaputten Schuhen und zerissenen Hemden zwischen dem Qualm der Aschenbecher, den leeren Whisky Maschen und dem im Dunst schimmernden Piano.
„It’s too early for the circus, it ’s too late for the bars, no one’s sleepin‘ but the paperhoys, and no one in this town is making any noise, but the dogs and the milkmen and ME.“ („Saving All My Love For You“) Einflüsse von Cole Porter/Bud Powell/J. Kern bis Lord Bucklcy/Bukowski. Der Jazz-Herzschlag seiner früheren Werke ist einem so tief-wie-nur-geht-ins Herz E-Blues gewichen. Die Bläser sind weg, dafür gibt es eine fühlende Orgel. Und Waits spielt selbst nur noch auf einem Stück Piano, sonst kratzt er vollendet seine E-Gitarre.
„This stuff will probably kill you, let’s do another litte, what you say you meet me down on heartattack & vine.“ Leere Bars/verbrauchte Flaschen/tote Straßen … Waits ist der beste weiße Bluessänger.
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