The Alvin Lee Band – Free Fall

Würde FREE FALL von einem Blues-Freak beurteilt werden, der immer noch an die alten Ten Years After, „I’m Goin‘ Home“ und the fastest guitar in the west glaubt, würden Kommentare wie ,lahm‘, .geschliffen‘ oder gar .nichtssagend‘ wohl nur so sprudeln – ganz nett, aber nichts los auf der Scheibe! Dann würde er mit böser Mine und vielsagendem Blick auf das Cover verweisen, wo Mr. Lee mit seinem modischen Lederblouson in der Tat einen sehr adretten und gepflegten Eindruck macht. Abschließend noch die giftige Bemerkung, daß Alvin Lee – der ja schließlich in Woodstock mit dabei war – sich einen Song vom seichten Gerry Rafferty hat schreiben lassen und unser Blues Freak könnte FREE FALL mit ruhigem Gewissen als zwei-Sterne-Platte abtun.

Ich glaube allerdings, daß man dem alten Alvin damit Unrecht tun würde. Im Gegensatz zu seinen letzten Platten, auf denen er krampfhaft versuchte, sich selbst zu kopieren, wirkt FREE FALL nämlich sehr angenehm und vielversprechend. Die Platte weist zwar weg vom Blues und hin zur Rock-Musik mit leicht kommerziellem Einschlag, sticht aber gegenüber vielen Produktionen ähnlicher Art erheblich hervor. Außerdem zählt Alvin immer noch zu den Spitzengitarristen, was er auch stellenweise durchblicken laßt Und so ganz hat er den Blues doch noch nicht vergessen, irgendwie gelang es, sein zweifelsohne noch vorhandenes Feelinq mit den melodiösen Parts zu verbinden. Alle zehn Titel sind gute bis sehr gute Kompositionen und auch die Band, bestehend aus Steve Gould (g & voc), Mickey Feat (b & voc) und Tom Compton (dr & perc), spielt durchweg überzeugend. Also, was will man mehr?!