Spliff – The Spliff Radio Show

Man nehme das Konzept der Who-LP THE WHO SELL OUT, mixe unter stetiger Beigabe von Rock, Punk, Reggae und Disco etwas Zappa zu, gieße einen dicken Schuß von der Dynamik der Tubes bei und gebe dann dem ganzen einen roten Faden: Die Geschichte von Rocko ]. Fonzo, dem der Mülltonne entsiegenen späteren Rockstar, (siehe auch ME 8/80).

Doch was sich oben etwas abwertend liest, ist keineswegs so gemeint: THE SPLIFF RADIO SHOW ist keine mürbe Mischung aus mehreren Fremdzutaten, sondern eine perfekte, nie sterile Melange aus jenen Stilen, die Spliff wohl schon immer beherrschten, nämlich Rock, Reggae, Punk und Disco. Dies stellte die Band als Hintergrund zu Nina Hagen auf den Alben NINA HA-GEN BAND und UNBEHAGEN unter Beweis, inklusive hoher instrumentaler Talente und glänzender Aufnahmetechnik (UNBE-HAGEN ist das auf herkömmliche Art bestaufgenommene Rockalbum, RADIO SHOW steht dem wenig nach). Von den Who haben Spliff die eingestreuten Werbespots übernommen, gesprochen von einer jedem bekannten Stimme – ebenso nervend unverbindlich wie subtil drohend. So, wie es der Persil-Mann im TV anstellt.

Zappa ließe sich verifizieren ander Vielfalt der Stile sowie teilweise an der Abmischung des Gesangs (a la „Bobby Brown“) und die Tubes habe ich genannt, weil die halt als Synonym für reichlich Wirbel im Geschehen und etlichen Zynismus in den Texten stehen. Spliff knabbern ironisch bis bissig an Musikgeschäft und Plattenbranche.

Und noch was zu den Musikern: Bernd Potschka, Manne Praeker, Reinhold Heil und Herwig Mitteregger – allesamt prächtig. Der neue Sänger Alf Klimek klingt gut, die von der Gruppo Sportivo gekommene Lisa Biallak noch besser, wobei jeder Vergleich mit Nina Hagen, egal, ob mit Blick zurück im Zorn oder sonstwie, einfach dumm wäre. Nina singt unvergleichlich, Lisa singt eher herkömmlich, braucht sich da allerdings nie zu verstecken. Da ich bloß eine Testpressung zur Rezension hatte, kann ich bloß hoffen, daß die Texte im Original englisch und deutsch abgedruckt sind!