Nine Below Zero – Live At The Marquee

Nine Below Zero spielt erstklassigen Rhythm & Blues und beruft sich dabei stärker auf die bewährten Standards als beispielsweise die Inmates, die das Image einer aktuellen, modischen (?) R&B-Formation mit sich herumtragen. Um zumindest einmal vage (und unverbindlich) ein Feld abzustecken, in dem NBZ musikalisch anzusiedeln sind, seien folgende Namen genannt: die Rolling Stones (der Frühzeit), Dr. Feelgood (heute), Ten Years After (Album: UNDEAD) und die J. Geils Band (mit Abstrichen).

Mit den alten Stones haben Nine Below Zero die rauhe Interpretation des R&B gemein, den Feelgoods ähneln sie im Image, mit J. Geils (dem ohne Pop- und Discoattribute wohlgemerkt!) teilen sie sich die Klangfarbe der Mundharmonika und von T.Y.A. scheinen sie die Virtuosität übernommen zu haben, ohne daß Gitarrist Dennis Greaves jedoch eine übertriebene Soloartistik (= Geschwindigkeitsübungen) eines Alvin Lee an den Tag legt.

Live, im legendären Londoner Marquee produziert, enthält das Debütalbum einen repräsentativen Querschnitt des noch immer aktuellen NBZ-Programms. 14 Titel, davon eine Menge Fremdmaterial: Nine Below Zero’s Tribut an die alten Helden. Ihr einstmals reiner Bluesbackground spiegelt sich nur noch bei Willie Dixon’s „I Can’t Quit You Baby“ wieder, der einzigen langsamen Nummer auf dem Longplay. Ansonsten kennt Nine Below nur den Unterschied zwischen schnell und ultraschnell. „Got My Mojo Working“ und „Can I Get A Witness“ werden im vierten Gang angegangen, „Tore Down“ swingt gekonnt, Boogiefeeling kommt in „Hootchie Cootchie Coo“ auf, geshuffelt wird in „Straighten Her Out“. Breaks schaffen Dynamik und auch die Kommunikation mit dem Publikum klappt vorzüglich: bei „Homework“ singt der ganze Saal. Und Produzent (und Manager) Mikky Modern hat es geschafft, die prickelnde Atmosphäre auf Vinyl zu bannen. Kleinode aus der Zeit, als ich den Fußball mit dem tragbaren Kleinstplattenspieler vertauschte, tauchen ebenfalls frisch und fröhlich wieder auf: „Ridin On The L&N“ beispielsweise oder »Wooly Bully“ Remember Sam the Sham ?

Das line up der jüngsten britischen Clubattraktion: Dennis Greaves (Gesang/Gitarre), Pete Clark (Bass), ,Stix‘ Burkey (Schlagzeug) und vor allem Mark Feltham (Mundharmonika/Gesang).