Peter Maffay – Revanche
Ich kann nicht gerade sagen, daß ich schon immer ein Peter Maffay-Fan gewesen bin, aber ich habe seine Entwicklung aufmerksam verfolgt und seine Konsequenz verlangt mir Hochachtung ab. So gradlinig wie er sich musikalisch/textlich in Richtung Rockmusik plus ehrliche Aussagen bewegt, wird er sicher eines Tages die Rolle Lindenbergs in Deutschland übernehmen. Weil er ein echt guter Sänger ist, weil es in seinem Kopf stimmt (darüber wird noch zu reden sein) und weil er Songs schreiben kann, die lange hängenbleiben.
Wer Maffay persönlich/privat kennt, weiß, daß er ein Typ ist, der absolut echt ist. Ein integerer Charakter. Und weil er so ist, könnte er noch sensiblere, konkretere Texte gebrauchen. Ich kenne seine Produzierweise nicht (die Absprachen mit den Textern), könnte mir aber denken, daß er sich mit Lyrikern umgeben sollte, die nicht für Gott und die Welt Texte machen und darin in erster Linie ein knallhartes Kohle-Geschäft sehen. Doch auf jeden Fall ist REVANCHE für Maffay eine Weiterentwicklung zu sich selbst hin. Zu befürchten/begrüßen! ist, daß er, geht er diesen Weg weiter, Publikum verliert. Die Schlager-Schnulzis wird er hinter sich lassen, nicht schade drum. Ärgern wird sich die Plattenfirma, die hoch gepokert hat, denn Millionen werden sich von Maffay-Alben dann vielleicht nicht mehr verkaufen lassen… oder doch?!
REVANCHE ist – gottseidank anders als STEPPENWOLF. Ein ganzes Stück rockiger, härter. Gut produziert, ohne Schnickschnack. Bestechend das Saxophon-Spiel von Eddie Taylor; die Band ansonsten gut, aber für Maffay auch nicht mehr lange ausreichend. Erbraucht ein homogen gewachsenes Team um sich, keine Musiker, die für viele vieles spielen (u.a. für Lindenberg, Burdon). Mag ja sein, daß es in Deutschland keine besseren gibt. Aber ist Deutschland der Mittelpunkt der Rockwelt, Peter? Stimmt, live geht die Band zum Teil tierisch los, aber auch nur zum Teil. Jean Jeaques liebt die französische Küche zu sehr, Bertram Engel ist auf einem Thron, der zumindest für Deine Musik nicht hoch genug, besser, zu hoch ist! „Liebe wird verboten“, die Single-Auskopplung ist echt stark, „Selbstvertrauen“, „Baby, Baby spielt verrückt“ gehen gut los. Über die Interpretation der einzigen Fremdnummer, „Über sieben Brücken mußt du gehn“ von der Ostberliner Gruppe Karat, kann man geteilter Meinung sein. Ob ich die Platte auflege, weiß ich noch nicht, aber ins Konzert gehe ich ganz gewiß voll Freude und Erwartung.
5 (für die musikalische Seite)
3 (für die Texte)
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