Extra – Extra

Eine Frau auf der Suche nach sich selbst. Voller Frustrationen, voller widersinniger Umkehrungen. Sie haßt die Männer, sie liebt die Männer. Sie verdammt und benutzt sie. Sie fühlt die Kälte in unserer Welt, hat Aggressionen, will sie abbauen. Sie macht Texte, singt Rockmusik. Sie hat Vergangenheit und Zukunft. Das auf jeden Fall.

Die Art ihrer Lyrik läßt darauf schließen, daß sie ,aus dem anderen Teil Deutschlands‘ kommt, dort ihre Wurzeln hat. Ich weiß es nicht, aber ich nehme es an. Eine gewisse Theatralik liegt in der Musik, gepaart mit (eventuell) klassischer, zusolider, guter, musikalischer Ausbildung. Und ein Hauch Brecht/Weilscher Diktion.

Extra heißt die Band. Vier Typen und eine Frau. Sie leben in Berlin,. viel mehr kann ich dazu nicht sagen. Das hier ist ihre Debüt-LP, die vielversprechend ist. Nach erster Euphorie (die Platte klang so ungemein frisch) kam Nachdenklichkeit. Und jetzt, wo ich jeden Song in- und auswendig kenne, stellt sich bei manchen Passagen eine gewisse Ratlosigkeit/Langeweile ein. Das Überschwengliche ist raus, aber die Freude über das gute Produkt ist geblieben.

Ich weiß, diese Rezension ist chaotisch. Aber genau so fühle ich mich. Katia, so heißt die Sängerin, und von ihr sind alle Texte, gehen sicher die meisten Impulse aus, hat eine prägnante, kräftige Stimme, die rauh, bissig aber geschliffen ist. Dazu eine Band, die ihr Handwerk versteht, Bass, Drums, Guitar, Keyboards. Da wurde mit Kopf und Bauch gearbeitet. Ja, mit beidem. Rausgekommen ist eine Mischung aus hartem Rock und den trockenen, hastigen Drumsspiel-Elementen der Punk-Ära. Kurze, knappe Songs, dreizehn Stück an der Zahl, überlegte, sparsame Soli von Gitarre (guterSound! Wie überhaupt die Platte gut eingespielt und abgemischt ist.) und hin und wieder vom Piano. Die Kompositionen haben alle einen Wiedererkennungspunkt, aber es sticht keine als absolut überragend hervor. Wenn die Band live mindestens ebenso konzentriert zu Werke geht wie auf diesem Album, hat sie wenig Konkurrenz zu fürchten.

Ich hätte mir gewünscht, daß die Produktion insgesamt noch ungeschliffener, rotziger gewesen wäre. Diese Texte, dieser Gesang von Katia dürfen nicht veredelt werden. Sonst verliert die ganze Sache an Glaubwürdigkeit. Katia singt alle Titel deutsch. Die Texte haben konzeptionellen Charakter. Bleibt abzuwarten, was Katia & Co. nach diesem Einstieg einfällt. Aber jetzt haben wir erst mal eine neue, brauchbare Band.