Dexy’s ‚ Midnight Runners – Searching For The Young Soulrebels

Maybe you should welcome the new soul vision.

„There There My Dear“, D. Midnight Runners

Ein kleiner Tip für alle, die nicht gern den neuesten Trend verschlafen möchten: vergeßt die jüngste Hardrock- und Heavyschwemme und schaut im Rock Lexikon einmal unter dem Begriff „Soul“ nach. Ein paar andere hilfreiche Stichworte findet Ihr außerdem auf dem Innencover dieses Albums, als Schlüssel zu dieser Musik: Aretha Franklin, Sam and Dave, James Brown, Stax… Das Stax-Label veröffentlichte in den 60er Jahren mit die pursten und stimmungsvollsten Soulplatten. Und exakt auf dieser von Saxophon/Posaune/Orgelgetragenen Basis arbejten Dexy’s Midnight Runners. Und wieviel soul gerade auch in einem nahezu naiv gespielten simplen Zweiklang stecken kann, beweist diese LP, Kuriosum und Wegweiser zugleich. Der Gesang (verächtlich artikulierte, halbwegs verschluckte Texte) hat seine Wurzeln nämlich im dubiosen New Wave-Background der Band.

Vor 15 Jahren saßen viele Soulbrüder deprimiert auf dem dock ot the bay, um zu resignieren. Ihre Kinder besinnen sich 1980 auf die Seele jener Musik. Doch anstatt ihr Heil in einem Dasein als sex machine zu suchen, wählen sie die Rebellion. So ist der einzig positive Song auf dieser Lp „Geno“. Mit dieser Huldigung ihres Idols Geno Washington, musikalisch für mein Empfinden auch der attraktivste Titel, hatten Dexy’s Midnight Runners vor geraumer Zeit in Großbritannien bekanntlich ja auch einen aufsehenerregenden Debüt-Erfolg.

Zur Zeit fühlt sich die Band noch von den (englischen?) Medien mißverstanden (siehe Express News). Viele ihrer desillusionierten Texte sind bei aller einfallsreichen Lyrik eben noch nicht konkret genug. Auch der Fingerzeig im letzten Song, .There There, My Dear“, bleibt nebulös: „Maybe you should welcome the new soul vision.“ Ich weiß nicht, was die Dexys darunter verstehen – ich kann mir das jedoch ganz erfrischend vorstellen.