Tangerine Dream – Tangram
Neulich ist mir was Fatales passiert. Ich habe in einer Radiosendung TANGRAM nach dem zweiten Album von T.D., nämlich ALPHA ZENTAURI aus dem Jahre 1971, gespielt und weder mir noch meinen beiden anwesenden Kollegen ist ein großer Unterschied aufgefallen. Am schlimmsten jedoch war, daß wir uns alle beim Gähnen ertappten und der Frage: „Gehen wir jetzt raus aus dem Stück oder lassen wir es weiterlaufen?“ Es handelte sich um .Tangram Set 1″, aber bei „Tangram Set 2“ ging es mir nicht viel anders. Einen alten Tangerine Dream-Fan wie mich stimmte das nachdenklich. Dabei steht weniger die Frage im Raum, ob nun TANGRAM schlechter als die vorherigen T.D.-Platten ist, sondern, ob sich nicht allmählich das Klangmuster erschöpft und nur noch ganz Pedantischen die Variation im Detail einen neuen Genuß beschert.
Bei mir zeigen sich jedenfalls Ermüdungserscheinungen, sicher auch aufgrund der zahlreichen Elektronik-Platten, auf denen mit anderen Mitteln gearbeitet wird und die meinem augenblicklichen Zustand mehr entsprechen. Es könnte aber auch sein, daß Tangerine Dreams Musik nicht mehr dem augenblicklichen Zustand überhaupt entspricht, weil sie nicht Stellung bezieht, wobei ich jetzt nicht irgendwelche politischen oder sozialkritischen Parolen erwarte. Es ist eher die Atmosphäre, die mir zu distanziert, abgeklärt, ungreifbar wirkt, um mich tatsächlich zu interessieren. All das klingt jetzt sehr subjektiv und wenig sachlich, aber ich habe den Verdacht, daß ich mit meinem Gefühl nicht ganz allein dastehe, sondern daß es sich zum Teil mit allgemeinen Prozessen deckt. Für mich bedeutet das einfach, daß es mir völlig egal ist, welche Tangerine Dream Platte ich im Moment höre, sie erscheinen mir alle ziemlich austauschbar.