Whitesnake – Ready An‘ Willing
Was Whitesnake bis jetz hervorgebracht haben, war oft nichts weiter als abgerückter Hardrock, der lediglich durch das Etikett „Nachfolger von Deep Purple“ veredelt wurde. Meiner Meinung nach war das einzigartige an Deep Purple der ewige Konflikt zwischen Jon Lord und Ritchie Blackmore, die sich in guten Zeiten hochbrisante und zeitweise sogar geniale Duelle lieferten. Zwar spielt Jon Lord inzwischen auch bei Whitesnake und mit Bernie Marsden und Micky Moody hat die Band zwei gute Gitarristen, aber keinen Ritchie Blackmore. Deshalb werden Whitesnake nie an Deep Purple herankommen. Zu meinerÜberraschung scheinen David Coverdale & Co. diese Tatsache auch endlich eingesehen zu haben. Die Band hat mit Purple-Imitationen oder Klassik-Ambitionen nämlich nicht mehr viel im Sinn, sondern besann sich größtenteils auf die Grundmuster des Blues-Rock. „Ready An‘ Willing“ klingt zwar stellenweise noch recht heavy (klar, daß durch Ian Paice an den Drums und Coverdales typische Stimme die Vergangenheit manchmal durchschimmert), trotzdem vermittelt die gesamte LP das Gefühl, hier machen sechs alte Hasen in geiler Stimmung ’ne lockere Session. Das Spektrum ist bewußt breit und vielseitig gehalten; „Love Man“ ist ein echter kraftvoller Blues (I’m Chootchie Chootchie Man, D. Coverdale), „Black And Blue“ gar ein richtiger Boogie (live aufgenommen, Clubatmosphäre), „Ain’t Gonna Cry No More“ erinnert an Bad Companys „Crazy Circle“ und „Blindman ein bißchen an „Soldier Fortune“ (da konnten sie es doch nicht ganz lassen); die restlichen fünf Songs liegen irgendwo dazwischen. Diese Platte kann man dreimal am Tag hören, ohne daß Langeweile aufkommt. Whitesnake haben die Kurve gekriegt, hoffentlich finden sie ihr Publikum. Ich drücke ihnen beide Daumen.
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