Paul McCartney – Paul McCartney II
Sieben Jahre sind vergangen, seitdem Paul McCartney seine erste Solo-LP veröffentlichte. Nach der zur Zeit vielleicht etwas eingefahrenen Wings-Perfektion ist PAUL MCCARTNEY II ein vergleichsweise schlichtes, aber keinesfalls uninspiriertes Stück Heimarbeit. „This album was recorded at home“.
steht als Motto auf der Innenhülle; Paul nahm das komplette Instrumentarium höchstpersönlich in bzw. unter die Hand, Synthesizer eingeschlossen. Klar, daß ein Filou wie er mehr aus dieser Situation zaubert als manch ein Rock’n’Roll-Vogel, der vor lauter Studiotechnik den Wald vor Bäumen nicht mehr sieht.
Paul jedenfalls hat sich in sein kreatives Zentrum zurückgezogen und scheinbar ohne Streß spontan und locker vor sich hinmusiziert. Ich rechne es ihm hoch an, daß er sich zwischenzeitlich dabei auch deutlich zu Einflüssen aus der neuen Musik der vergangenen Jahre bekennt. Am gelungensten finde ich darum auch das humorvolle „Temporary Secretary“, das – eingebettet in die elektronische Zeitklöppelei des Sequenzers – einen absolut modernen elektronischen Akzent bekommt. Enos synthetische Klangbilder finden ebenfalls kurzen Widerhall, und zwar in „Summer’s Day Song“, der den Synthesizer allerdings auch in eher klassisch anmutende Bahnen lenkt. Aber keine Angst: Paul bleibt konsequent auf dem heimischen „Flickenteppich“ mit seinen Spielereien. Ähnlich in ihrer offenen freundlichen Ausstrahlung sind sich „Frontparlour“ und „Frozen Jap“ (für den japanischen Markt höflichkeitshalber in „Frozen Japanese“ umbenannt), beides Instrumentals. Easy listening vielleicht, aber weniger naiv gestaltet, als ein erstes flüchtiges Anhören erkennen läßt. „Waterfalls“ ist eine typische McCartney-Kunstballade, wie auch „One Of These Days“ in vertrauter Form vorbeizieht. Weitaus origineller finde ich da McCartneys Blues-Adaptionen. „On The Way“, die gefühlvollere von beiden, schiebt die etwas spröde weinende Gitarre in den Vordergrund, während „Nobody Knows“ locker heruntergerockt, scheppernd und mit quäkender Stimme ‚rüberkommt. Bemerkenswert vielleicht noch „Bogey Music“, wo es nicht „everybody boogie“, sondern „everybody bogey “ heißt. Inspirieren ließ sich Mc-Cartney zu diesem Titel von Raymond Briggs Buch „Fungus The Bogeyman“: die Geschichte soll verfilmt werden, und man hatte Paul gebeten, Musik dafür zu schreiben.
PAUL MCCARTNEY II ist ein sympathisches Album. Wenig spektakulär, aber gerade in seiner Einfachheit überzeugend. Vor allem, weil Paul McCartney als einer der wenigen seiner Generation beweist, daß man auch in seiner Position frische Inspirationen durchaus gewinnbringend verarbeiten kann.