Van Halen – Women And Children First
„Women And Children First „gefällt mir bedeutend besser als Van Haien II, das meiner Meinung nach aus rein kommerziellen Gründen und unter starkem (Zeit-) Druck der Plattenfirma auf den Markt kam. Ein Vergleich mit dem Debut-Album würde hinken, beide Platten sind auf ihre Weise gut. Die vielen Fans mit dem Van Halen-Zeichen auf den Lederjacken werden wahrscheinlich Van Haien I bevorzugen – kompromißlos heavy und irgendwo perfekt. Aber viele Leute, die diese Art von Musik nicht mögen, würden sie als primitiv, eintönig und anspruchslos abtun. Diesen Leuten sei nun gesagt: „Women And Children First“ ist vielseitiger und anspruchsvoller! Besonders bei den Songs der 2. Seite spürt man kaum etwas von der für Van Haien typischen Sterilität, sie wirken zwar zuerst etwas abgehackt und hektisch, aber nach mehrmaligem Hören merkt man, daß Dave Lee Roth (voc), Edward Van Haien (g), sein Bruder Alex (dr) und Bassist Michael Anthony sich wirklich viel Mühe gegeben haben. Alle Stücke sind Eigenkompositionen, selbst auf die obligate Schwermetallisierung eines Oldies wurde verzichtet. Die Gruppe wagte es sogar, einen ganzen Titel („Could This Be Magic?“) nur mit Vocals und akustischer Gitarre aufzunehmen und erzeugt damit eine lockere Stimmung von Summertime, Session und Stadtpark. Dasselbe haben sie früher mit „Ice Cream Man“ schon einmal versucht, steigerten sich am Schluß aber doch wieder in ihr gewohntes sicheres Schwermetall-Element; außerdem spürte man hier deutlich die kalte / sterile Studioatmosphäre. Aber auch die eingefleischten Fans mit den dröhnenden Ohren kommen auf ihre Kosten, z.B. , And The Cradle Will Rock…“ oder „Everybody Wants Some !!“ können es ohne weiteres mit den Fetzern des Debut-Albums aufnehmen. Van Halen gelang etwas, was nur sehr wenige Heavy-Truppen fertigbringen: sie konnten sich weiterentwickeln, ohne dabei ihre alten Fans zu enttäuschen. Und das schon mit dem 3. Album!