Anthony Moore – Flying Doesn’t Help

Seit Tagen geht mir ein Lied nicht mehr aus dem Kopf: „Judy Get Down“, kein Oldie, kein Hit ein Stück aus Anthony Moores erstem Solo-Album FLYING DOESNT HELP. Wer ist A.M.? Erst mal ein ausgezeichneter Produzent, der sich sowohl in Velvet Underground als auch Manfred Mann-Gefilden bewegt. Dann war er Keyboardspieler bei den englischen Art-Gruppen Slapp Happy und Henry Cow und schließlich ist er auch noch Multinstrumentalist. Bis auf Bass und Schlagzeug hat er auf diesem Album alles allein gespielt. A.M. singt Liebeslieder, aber keine gewöhnlichen. Sie klingen alle ein bißchen unreal, merkwürdig, lassen sich schwer einordnen, Brian Eno, John Cale aber auch Lou Reed, etwa bei „Time Less Strange“ fallen einem ein. Moores Arrangierweise ist sehr bizarr, vollgestopft mit akribischen Details und doch nicht bombastisch, exotisch und dennoch geeignet zum Mitsingen, man nehme das oben zitierte „Judy Get Down“ oder „Lucia“. Avantgardistisches Klanggut weht da ebenso über die verfremdete Stimme wie verspielter Folk-Rock. Metallenes auf „Girl It’s Your Time“, das an die besten Stücke von Be-Bop Deluxe erinnert, aber zusammengenommen klingt Moores Musik nie anstrengend oder elitär. Ausnahmen neben den Liebesliedern sind „War“, eine böse-bedrohliche Toncollage, die in einen arabisch-angehauchten Warngesang mündet, der an Bowie/Enos Arbeit auf LODGER erinnert, sowie „Twilight (Alexander St.)“, ein Filmsoundtrack-ähnliches Elektronikstück von monotoner Exotik. Moore stellt hohe Ansprüche an sich, macht ambitionierte Musik, die dennoch erfreulich genießbar ist.