Mike Rutherford – Smallcreep’s Day

Eine weitere gelungene Anstrengung des Japaners Isao Tomita, vermittels verschiedenster Synthesizer und Verfremdungsmaschinchen klassische Komponisten zu interpretieren. Man muß Tomita’s Konsequenz loben; Eigenständiges will er (und kann er offenbar) gar nicht zuwege bringen. Also besinnt er sich darauf, was eigentlich jedes Orchester unter seinem Dirigenten veranstaltet, nämlich die mehr oder weniger zeitgemäße Interpretation/ Erklärung/Auffassung eines Tonwerks, was Tomita, nebenbei bemerkt, regelmäßig in die US-Charts für Klassik katapultiert. Der Mann arbeitet vielleicht nicht immer glücklich, jedenfalls aber stets ehrlich und vermeidet weitgehend jene dümmlichen Zirp-Effekte, mit denen manch anderer Synthie-Spieler sein Publikum verdirbt. Nach Mussorgsky, Debussy, Stravinsky, Richard Strauss, Wagner und Edvard Grieg widmete sich Tomita jetzt Maurice Ravel, dem mit „Bolero“ bekanntlich einer der größten Hits der Klassikkultur gelang. Gerade dieser „Bolero“ ist für Synthie eine zweischneidige Angelegenheit: Einerseist als Übungsstück für die Orchesterinstrumente (und damit: für deren unterschiedliche Klänge) gedacht, andererseits konzipiert als rhythmisch-melodischer Teufelskreis mit stetiger Steigerung – das gelingt an sich nur mit einem Orchester. Tomita zieht sich achtbar aus der Affäre: Er stellt zahlreiche Synthie-Sounds nebeneinander, was reizvoll wirkt, schafft aber erwartungsgemäß die Dynamik eines Orchesters nicht im geringsten. Und dies geht kaum zu Lasten Tomita’s, denn auch kommerziellen Gründen darf der „Bolero“ auf einem Ravel-Album nicht fehlen… Auf Dauer dürfte das restliche Repertoire sicher interessanter sein: „Daphnis Et Cloe“, „Ma Mere L’Oye“ und „Pavane Pour Une Infante Defunte“, sowieso viel schöner als der „Bolero“! Eine feine Platte für feine Ohren. 4 ba