The Nighthawks Skank It Up Rocktopus 201 428-320

Wenn Ihr unsere Nighthawks-Geschichte weiter vorn im Heft gelesen habt, dann wißt Ihr, worum’s geht: Reggae-Ska-Blue Beat-Rock steady-Skanking aus Bayern. Der Werbeslogan vom „Biß“ bzw. „Tritt ins/ans Tanzbein“ ist beileibe nicht übertrieben. Ihr habt gelesen, daß es zweier Anläufe bedurfte, diese LP in den Kasten zu bekommen und vom Perfektionsdrang, der einige der versierten Nighthawks-Musiker im Studio überkam. Die stärker frisierten Songs befinden sich hauptsächlich auf der zweiten Seite, spontaner, temperamentvoller ist wirklich die erste. Logisch, daß eine Ska-Nummer den fröhlichen Reigen eröffnet: „Sophisticated Woman“; karibische Melodik klingt im „Jo’burg Jive“ durch und nahezu klassisch wird’s mit dem vertrauten Slickers-Stück „Johnny Too Bad“. Desmond Dekkers „Shanty Town (007)“ besitzt in der Nighthawks-Interpretation sowohl authentisches Feeling als auch trendmäßigen Ohrwurmcharakter, aber es kommt noch besser! Wer die „Intcnsified“-Sampler von Island mit alten Originalaufnahmen des Jamaika-Ska kennt und liebt, wird sich speziell über „Carry Bring Come“ freuen. Hier wurden übrigens Steeldrum-ähnliche Effekte über ein blechern-klimperndes Piano eingehackt. Herrlich schräger Schlußpunkt der ersten LP-Seite: Ross McManus‘ „Patsy Girl“, das hierzulande vor 15 Jahren durch die Hitparaden geisterte.

Von der zweiten Seite gefallen mir am besten „White Shoes“, ein Reggae-Stück (was sonst?) mit geradezu poppigem Charakter und das bekannte „Belle Blue“ mit den Tips für das Münchener Nachtleben, aufbereitet im Funky-Disco-Reggae. Ich finde gar nicht mal, daß diese LP so Ska-lastig ist, daß man der Band musikalischen Opportunismus vorzuwerfen hätte. Für mich bietet sie genug Abwechslung. In meiner Umgebung gibt’s überhaupt schon sehr viele blaue Flecke an den Schienbeinen. (Eine Lektion im Skanking erteilen die Nighthawks übrigens auf der Rückseite des Covers).