Elvis Costello & The Attractions – Get Happy
Get happy mit Elvis Costello!? Diese Aufforderung kommt immerhin von einem Mann, den es bislang eher in die depressive Ecke zog. Trotzdem:
Get happy alle, die Ihr den Phil Spector-Sound seiner vorigen LP, ARMED FORCES als zu marktschreierisch poppig empfunden habt.
Get happy alle, die Ihr für Euer Geld einen entsprechenden Gegenwert verlangt. Hier habt Ihr 20 Elvis Costello-Songs, produziert von Nick Löwe; ein EC-Portrait par exzellence!
Dummerweise sind die deutschen Costello-Fans wieder angeschmiert.
Es gibt kein Textblatt, auf dem sie Elvis‘ gediegene Short Stories einmal Wort für Wort nachlesen könnten. Die LP wird Euch darum reichlich in Anspruch nehmen, wenn Ihr unter dem Kopfhörer sitzt und hin- und hergerissen zwischen den Texten und der Musik – versucht, das Angebot zu sondieren. Es ist nicht einfach, hier konsequent bei einer Sache zu bleiben. Die Arrangements sind wieder auf Clubsound zugeschnitten, dafür aber umso raffinierter. Innerhalb dieser 20 Songs ist außerdem der Spannungsbogen von der sparsam instrumentierten Ballade über ein paar temperamentvolle offbeats (Ska, Ihr sagt es!) bis hin zu ein paar direkten Ohrwürmern so geschickt auf- und abgebaut, daß niemals der Faden reißt. Baß und Orgel sind übrigens oft so schwarz, wie man es noch aus den frühen 60er Jahren kennt, als Soul noch pur und transparent klang.
Ein Beispiel, wie es mir mit diesem Album ergeht: Gerade noch verweile ich fasziniert bei einer Zeile wie „I give you away like motei matches“ (worüber ich natürlich schon wieder den Anschluß verliere), werde gleich darauf durch den trenübewußten Reggaetrip von „Human Touch“ abgelenkt und bin also schon wieder bei der Musik. So geht es mir. obwohl ich die LP schon x-mal hörte. Darum werde ich mich hüten, mit einer endgültigen Dissertation aufzuwarten. Mit GET HAPPY werde ich nämlich noch eine Weile beschäftigt sein.