Ufo – No Place To Run

Seit UFO im November des vergangenen Jahres die Hamburger Markthalle zum Kochen brachten, bin ich von der Band sehr angetan und jedesmal hellauf begeistert, wenn jemand auf die tolle Idee kommt, „Strangers In The Night“ aufzulegen. „No Place To Run“ hat meinem UFO-Enthusiasmus allerdings einen herben Dämpfer versetzt.

Der erste Song ist noch eine recht angenehme Überraschung – „Alpha Centauri“, elektronisch, dramatisch, fast Gary Numan-like, aber leider nur 2:06 Minuten lang. Der Rest ist dann Hardrock, nur eben kein besonders guter; Stücke wie „Doctor, Doctor“ oder „Lights Out“ sucht man vergebens. Phil Mogg singt angenehm klar und ausdrucksvoll wie immer, und Paul Chapman, der für Michael Schenker neu in die Gruppe kam, ist ein ausgezeichneter Gitarrist (was er auch auf der Deutschlandtournee bewiesen hat). Also, woran liegt’s? Sicher, Michael Schenker fehlt der Band als Persönlichkeit und Songschreiber, aber der Hauptgrund ist ein anderer. Die „LP-Info aus dem Hause Phonogram“ umschreibt es so: „… auch der Produzent ist ein neuer: George Martin. In seinem neuen Studio verpaßte er der Band einen satten Sound, der der Musik von UFO sehr gut zur „Rille“ steht.“ Wahrscheinlich dachte der clevere George Martin mit der plötzlich wiedererlangten Popularität von UFO könne man „ne ganze Menge Kohle machen. Also stutzte er den üblichen UFO-Sound etwas zurecht, um so auch die Konsumenten leichterer Popmusik anzusprechen. Aber Pustekuchen! Denn so ganz wollten sich die eingestandenen Heavy-Rocker wohl doch nicht vermarkten lassen, sie versuchten – jedenfalls teilweise – ihren Hardrock durchzusetzen; deshalb schwimmt „No Place To Run“ zwischen zwei Ufern, für die Hitparaden zu hart und als Heavy-Metal-Scheibe zu lahm. UFO wandeln in den Fußstapfen von Uriah Heep. Wenn sie nicht aufpassen, bekommen sie nächstes Jahr von Bravo den Bronzenen Otto überreicht und sind damit drittbeste Gruppe, gleich hinter Smokie und den Teens.