Flys – Own

Es ist grade ein Jahr her, da habe ich das Debütalbum WAI-KIKI BEACH-REFUGEES des englischen Quartetts in höchsten Tönen gelobt – in erster Linie wegen der Vielseitigkeit, mit der sie durchweg melodiöse Songs unterschiedlichster Art aneinanderreihten. Nun, das hat sich auf OWN nicht geändert. Geändert hat sich aber die Musikszene und damit wohl auch meine Einstellung. Und deshalb tu‘ ich mich mit OWN schwer, denn die Flys haben keine Entwicklung in eine bestimmte Richtung durchgemacht, sie brillieren weiterhin im Aufarbeiten und Verarbeiten von Fremdeinflüssen, präsentieren sich auf jedem Song als eine andere Gruppe, sind deshalb einerseits eine klassisch zu nennende Popgruppe, die möglichst viel auf ein Album packt (14 Songs), andererseits dadurch verwirrt. Der Auftakt von „Let’s Drive“ erinnert an die Rolling Stones, „Fascinate Me“ an Gary Numan, „16 Down“ an dramatische New Wave a la Skids, mit „Night Creatures“ folgt Rhythm’n‘-Blues. Seite 2 verläuft nicht anders, obwohl hier mehr die modernisierten Elemente überwiegen, Einflüsse von Human League, Wire, Flying Lizards etwa auf „Through The Windscreen“, Mods-Klänge auf „Cheap Days“, Post-Punk auf „Freezing“ mit runtergeleiertem Sprechgesang und Mersey-Beat auf „Frenzy ls 23“.

Nun, das ist einerseits ganz amüsant und stellt keine grossen Anforderungen an den Hörer, der damit ein sorgfältig zusammengestelltes Potpourri derzeitiger Stilrichtungen geboten bekommt, hinterläßt aber auch andererseits keinen bleibenden Eindruck. Und ob der Album-Titel OWN (Eigenes) nun ein Witz sein soll, weiß ich auch nicht. Vielleicht hätten die Flys den üblichen Weg in der Musikbranche gehen sollen, nämlich zuerst ihre allesamt Hitparaden orientierten Songs als Singles zu veröffentlichen und dann, wenn es ein paar in die Charts geschafft hätten, daraus ein Single-Sampler mit dem Rest machen.