Nach Horror und SciFi: Steven Spielbergs Slapstick-Komödie ,,1941″ :: Jitterbug und Sahnetorten

Die erste Drehbuchfassung für „1941′ las Steven Spielberg, noch bevor er die „Unheimliche Begegnung“ abgedreht hatte. Was schließlich daraus entstand, ist eine knallbunte, laute Slapstick/Zerstörungsorgie, inspiriert durch drei historische Ereignisse: a) wurde 1942 tatsächlich ein japanisches U-Boot an der Küste von Santa Barbara/Kalifornien gesichtet, b) ballerte man eineinhalb Tage später fünf Stunden lang von Los Angeles aus auf einen imaginären Feind im völlig leeren Luftraum und c) gab es 1943 Massenschlägereien zwischen Seeleuten (die es selbstverständlich fanden, in den Krieg zu ziehen) und den sogenannten Zoot Suiters, die ihre schnieken Anzüge auf keinen Fall mit Uniformen vertauschen wollten.

Daraus nun zimmerten die Drehbuchautoren Robert Zemeckies und Bob Gale die Story für einen Film, der eigentlich nur aus absurden Episoden besteht. Vor der Küste rotiert die chaotische japanische Mannschaft in einem von den Deutschen erworbenen U-Boot, auf dem sich ebenfalls der arrogante „Kraut“, Offizier von Kleinschmidt, (Chistopher Lee) befindet. Auf dem Hof des treu-amerikanischen Familienvaters (Ned Beatty) installiert Sergeant Tree (Dan Aykroyd) ein Mördergeschütz zur Abwehr von Flugzeugen. Es ist ja der 13. Dezember und sechs Tage nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbour; Hysterie herrscht also in Kalifornien. Aykroyd s Partner John Belushi (die beiden bilden die berühmten „Blues Bros.,“ und wurden berühmt mit ihrer TV-Show ‚Saturday Night Live‘) jagt wie besessen in seinem Ein-Mann-Vogel hinter einem Feind-Phantom her und hinterläßt Trümmerhaufen am laufenden Meter. Seine unziviüsierte Draufgänger-Komik macht ihn natürlich leicht zum stärksten Charakter unter den restlichen Durchschnitts-Verrückten.

Bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen inzwischen auf dem Hollywood Boulevard. Soldaten der See und militärische Landratten liefern sich eine Massenschlägerei; und das eigentlich nur, weil der Soldat Sitarski (Treat Williams, er spielte den Berger in „Hair“) hinter der Freundin des kriegsscheuen, dafür aber Jitterbug-besessenen Wally (Bobbi DiCicco) her ist.

Spielberg ließ – angefangen bei der berühmten Sahnetorte – nichts aus. Da löst ein einfaches Stolpern verhängnisvolle Kettenreaktionen mit Totalschäden aus, da weint ein General vor Rührung während eines Walt Disney-Films, und da zerlegt unser patriotischer Familienvater seine Holzvilla, weil das Abwehrgeschütz mit ihm Amok fährt. Bunte Farbe wird hektoliterweise verspritzt, zahllose rohe Eier müssen dran glauben, ganz zu schweigen natürlich von kompletten Saaleinrichtungen. Komischerweise sind hinterher alle zufrieden, als sie sich leicht lädiert vor der tapfer zerschmetterten Ruine zusammenfinden, denn jeder hat den Feind wer oder was auch immer das war – auf seine Weise erledigt. Sogar die Japaner können an einen ehrenvollen Abzug denken: Sie haben immerhin das leuchtende Riesenrad eines Vergnügungsparks abgeschossen und machen sich in dem Bewußtsein von dannen, das Symbol Amerikas, nämlich Hollywood, zerstört zu haben.

Nach Horror („Der weiße Hai“) und SciFi („Unheimliche Begegnung der dritten Art“) weidete Steven Spielberg sich nun an den Wurzeln des amerikanischen Klamauk-Kinos – und zwar hingebungsvoll und konsequent bis ins letzte Detail, das noch irgendetwas zum Einsturz bringen könnte!