Roy Sundholm – The Chinese Method

Ich weiß nicht, was verdammt nochmal Roy Sundholm mit der chinesischen Methode/Lehrweise/(Heil-) Verfahren/Ordnung/System meint. Von der Schallplattenfirma war auch nur lakonisch zu erfahren: Tja, der Herr Sundholm hat früher ausgedehnte Fernostreisen unternommen. Und – by the way – er ist ‚drüben‘ (wohl auf der Insel!?) erfolgreich auf Tour und kommt wahrscheinlich im Frühjahr nach Deutschland…

Mögliche Hinweise auf Sundholms musikalische Beeinflussung gibt es dafür zuhauf: Fan von Bob Dylan und Otis Redding, ex-Roadie von Graham Parker… Schlüsse könnten schnell gezogen werden. Doch Sundholm, der musikalische Newcomer, schlägt uns allen ein zweites Schnippchen, indem er zehn Songs vorstellt, bei denen man zwar mitunter sehr stark das Gefühl hat, den einen oder anderen Refrain schon einmal gehört zu haben, man dennoch auf Schwierigkeiten stößt, dieses Feeling zu konkretisieren, gar lokalisieren. Und bei allem Nachdenken und Durchchekken diverser Platten kam mir nur eine vage Stil- und Spielverwandtschaft zu einem Sänger namens Speedy Keen (LP: „Previous Convictions“, 1973, Track) in den Sinn, immerhin.

Roy Sundholm liefert saubere Popsongs, persönliche Lieder mit Texten aus der eigenen Erfahrungswelt, um die Rückkehr in die alte Nachbarschaft, damit verbundene Erinnerungen an Jahre, an denen man noch am Fenster stand, junge Mädchen beobachtete, die in ihren aufreizenden Röckchen nur soviel verbargen, daß es bei Freund Roy fast immer zu Alarmstimmung kam (‚Rundown the streets in their fancy skirts/pushing the levels to red alert‘. „Back In The Neighbourhood‘ ). Kompositorisch schafft Sundholm eine Rockabilly-Stimmung, aktualisiert um die poppige Komponente der 70er Jahre, maßgeschneidert für die 80er, zum Tanzen und Hören gleichermaßen. Ein englisches, ein amerikanisches, ein europäisches, ein Allround-Album mit sparsamen Arrangements auf der Basis von Piano und akustischer Gitarre, mit fast unmerklichen Steigerungen durch gospelnde Frauenchöre und Bläsersätze, die den Sound gehörig aufwerten.