Lene Lovich – Lene Lovich

Eigentlich bin ich ein wenig enttäuscht von dieser LP. Nach den temperamentvollen Singles ,,Say When'“ und vor allem „Lucky Number“ besitzt diese zweite Langspielplatte doch zu wenige Kicks für den verwöhnten Lene Lovich-Fan. Nach dem Einstieg mit „Bird Song“ (Ihr wißt schon, der letzte Singletitel mit den von Lene imitierten Vogelstimmen und den dramatischen Kosaken-Chören) geht auch noch „What Will I Do Without You“ prima los. „Angels“ ist ebenfalls noch lebendig und reizvoll, und der Oldie „The Night (Begins To Turn Your Head Around)“ klingt mit den bewährten Stilmitteln wie geheimnisvoll tief rollender Stimme, (diesmal verhaltenen) slawisch-düsteren Männergesängen und bedeutungsschwangeren Synthesizer-Akzenten durchaus attraktiv. Spätestens jedoch die zweite LP-Seite wirkt ermüdend. Nicht nur. daß die Songs zu schwerfällig ineinanderrollen – auch das Konzept läuft sich tot. Die Struktur ist zu ähnlich. Was ich vor allem vermisse: Les Chappells tönende Gitarrenriffs mit dem Kirmes-Appeal, die den Lovich-Songs immer eine äußerst originelle und vor allem belebende Note verpaßten. Lene hat mir persönlich auf „Stateless“ besser gefallen, obwohl sie bei allen Einwänden auch hier noch eine starke Faszination ausstrahlt, indem sie ihren düsteren Folklore-Punk in eindrucksvolle Bilder umzusetzen weiß. Da sieht man die Kosaken förmlich in schweren Stiefeln durch die Lande stapfen, schwermütige Gesänge auf den Lippen, eingehüllt von einer dunklen Tolkien’schen Atmosphäre. Leider klingt eben vieles zu mühsam erarbeitet.