Franz K.- Gewalt ist Schitt
Franz K. kommen bekanntlich aus Witten, aus dem Ruhrgebiet. Dorther, wo die Bierblümkes und die Stahlkrisen blühn, woll? Mit Franz K. geht’s beständig aufwärts, wie mir der Drummer und Songschreiber der Band, Stefan Josefus, häufig am Telefon bestätigt. Ich freu mich darüber, denn es gibt nur wenige Rockgruppen, die ihre Musik und ihre Karriere so ehrlich und aufrichtig weiterentwickeln. Trotzdem ist „Gewalt ist schitt“, nicht gerade eine Offenbarung: für 40 ununterbrochen gute Rockminuten fehlt der Band offenbar noch immer die Puste.
Vorzuzeigen haben Franz K. (das sind drei Leute) vor allem soliden Hardrock. der häufig in für Status Quo typische Boogie-Muster hineinrollt. Auch unter den deutschsprachigen Texten entdeckt man feine Sachen: „Renn, Bruder, renn“.“.Gewalt ist schitt“, „Man kann nicht alles haben“. Manchmal schafft es der Stefan sogar, komplizierte Sachverhalte auf einfache, einleuchtende und ironische Formeln zu bringen: „Ein Panzer fährt durchs Gemüsefeld; Halt ’nen Hasen für den bösen Feind“. Aber gleich daneben steht dann‘: „Am Horizont seh ich ein Kernkraftwerk/Worauf die Sonne traurig scheint“, und mit solchen Plattheiten sind die PR-Broschüren der K.WU sicher nicht zu schlagen. Damit wären wir auch schon auf der Schattenseite dieser LP: allzu oft gerinnen Text und Musik zu dermaßen banalen Klischees, daß mir Angst und bange wird. Paradebeispiel ist der Refrain des ersten Songs: „Und er singt: Hey Hey Hey Hey-Hey/Hey Hey Hey Hey-Hey Und immer wieder und wieder/ Und immer wieder und wieder.“ Genauso tönt auch die Musik. Das ganze spielt in einer Kneipe, wo einer an den Tisch kommt und sagt:“.Kumpel, nimm’s nicht so schwer/ Ich kenn ein Lied, das macht dich wieder frisch.“ Und dann greift er zur Gitarre, und wir lesen wenig später:“.Selbst Opa Kümmel macht bald mit…“ Sowas, lieber Stefan, könnte glatt von Schlagerfritzen vom Schlage eines Peter Orloff stammen. Und Ruhrgebietssatiren schreiben andere besser…
Apropos Schlager: Franz K. haben sich zwei Titel geleistet, die ganz gut in dieses Genre passen: „Seht Ihr den Clown“ und „Man kann nicht alles haben“ (obwohl da der Text nicht schlecht ist). Marktstrategisch gesehen, mag diese Mischung ja nicht schlecht sein, nach rund 800.000 verkauften Exemplaren von Maffays“.Steppenwolf“. Aber Peter Maffay (dessen LP ein paar gute Songs enthält) geht derzeit den umgekehrten Weg: vom Schlagerstar zum Rocksänger. Franz K. indes scheinen ihr Glaubensbekenntnis zu vergessen:“.Wir haben Bock auf Rock“. Wenn man Musik für Lehrlinge und Jungarbeiter macht, und das wollen Franz K., kann man natürlich nicht bei Frank Zappa in die Schule gehen. Die einfache Art. in der Franz K. Musik und Texte gestalten, ist deshalb auch ok; die Sex Pistols waren künstlerisch schließlich noch simpler. Aber der Schlager ist nun wirklich tot; selbst vierzigjährige Hausfrauen kaufen heute Alan Parsons.“.Renn, Bruder, renn“, find‘ ich, ist ’ne Glanzleistung, die auch kommerziell stimmt. Davon bitte mehr!