Madness – One Step Beyond

Madness grassiert in London derzeit wie eine Seuche. Liegt es vielleicht daran, daß so eine Portion Lebensfreude nach unserem Sprung in den Nihilismus einfach unheimlich gut tut? Die schon von den Specials so erfolgreich verabreichte Ska/Reggae/Pop-Mischung, kombiniert mit einem Schuß Komik wischt den Tanzboden frei von haßerfüllten Energieausbriichen und gestattet uns wieder ein paar unbeschwerte Runden, die einfach nur von guter Laune geprägt sind. Wenn Madness mit „One Step Beyond…“ loslegen, einer Ska-Nummer mit übermütigem Saxophon und ansteckendem Drive, dann laufen vor meinen Augen plötzlich tausend Unterhaltungsfilme aus den 50er Jahren ab, wo dunkelhaarige Schönheiten in buntgeblümten Glockenröcken temperamentvoll unter den bunten Birnen der Gartenlokale tanzen. In „Night Boat To Cairo“ schaffen sie es sogar, einen Pasodoble (wie schreibt man das?) für ihr Weltmeister-Programm in Schuft zu bringen. Es macht einfach Spaß, nach all dem Jah-Gegreine der männer-orientierten Rastafari-Kultur wieder zu erfahren. daß Reggae-Musik ursprünglich ein Freudenbringer war. Darum hüpfen bei Madness Orgel oder Piano in eben diesem Takt, der sich nebenbei noch so ganz kosmopolitisch mit Rock’n’Roll-. Boogie- oder New Wave-Rhythmen verbündet. Da. wo .Madness auf ihre launigen Ska-Eskapaden verzichten, fehlt ihnen zwar manchmal noch das i-Tüpfelchen. aber der Spaß mit ihnen ist schon eine gröbere Infektion wert. 4 gm Nachtrag: Soweit eine unbefangene Betrachtung zu einer Musik, die scheinbar aggressionsfreien Genuß suggeriert und kurioserweise in Englang eine gewalttätige Fanschar anzieht: die Skinheads. Traditionsbewußt und tanzbesessen wie die Teds machen sie Ska-Konzerte zu ihren ganz persönlichen Happenings.