The Slits – Cut
„Female musician wanted — no style but strength.“ Anzeige. „Nah pop no style, A strictly roots…“ ‚Uptown Top Ranking‘ / Althia + Donna.
„Die Befreiung der Form wurde zu einer Befreiung des Denkens…“ Hans Richter.
Bizarre Geräusche und Sound-Effekte. Mit konventionellen Instrumenten: Drums / Bass / Gitarre / Gesang. Keine neuen Instrumente — neu aber die scharfen Attacken. Schwerpunkt liegt beim Angriff. Gitarre: schrill / dynamisch / gläsem / metallisch — und immer nerven-zerfetzend.Drums: Dubartig / pulsierend / harter Reggae-Beat / rhythmisch / Tempo-gebend + Tempo-nehmend. Baß: dumpf-schlagend / melodisch / zusammenhaltend. Vocals: Kehlkopf-Rhythmus / Sprech-Gesang / teilweise nicht passend zürn Gitarrensound / harmonisierend mit dem Baß-/ Drumpart. Harmonisierend + melodiesierend: die hohen Background-Vocals. Stimmen, die experimentieren. Dagegen sind die Roches wie der Sacharin-Exzeß eines Diabetikers. „Typical girls are cruelly wicked / Typical girls are really swell / Typical girls learn how to attract / Typical girls don’t repel.“ Typical Girls‘ / Slits.
Die Slits sind keine typical girls. Die Slits sind: Ari Up (Vocals) Viv Albertina (Gitarre), Tessa (Baß) und Budgie (ein Mann, Drums). „Cut“ ist ihr Vinyl-Debut. Das Produkt ist grenzen-sprengend. Eine weiße Band, die schwarz arbeitet. Reggae-Funk-Verwandtschaft. Drei- oder vier verschiedene Melodien / Harmonien, einfach und sich (immer wieder) wiederholend, laufen gleichzeitig ab. Jedes Instrument eine andere Melodie, z.B. . Ein dichter / aggressiver Sound, montiert / produziert von Dennis Bovel, der auch mit der Pop Group gearbeitet hat. Pop Group / Slits / Subway Sect (auf deren LP man leider immer noch warten muß) — drei Gruppen, die die konventionellen Instrumente (und deren Montage) erforschen. „New town, where everybody goes around, sniffing televisina, or taking footballina… down town, new town, bum around, feeling down… Shopping precinct, late at night, kids are waiting, for a fight.“ „New Town‘ / Slits.
Anfang 77 gaben die Slits ihren ersten Gig. Sie spielten lange im Programm mit den Clash. Viv und Palmolive kamen von den Flowers of Romance. Palmolive hat die Songs auf ‚Cut‘ noch mitgeschrieben; sie verließ die Slits vor den Aufnahmen und gründete die Raincoats. Budgie, von den legendären Big In Japan, trat an ihre Stelle.
Die Slits singen / sprechen auf „Cut“ von all dem, was Männer aussprechen. Aggressive / gegenwärtige Musik. Und die Slits gebrauchen ihre Köpfe; this first Cut is the deepest! No pop, nah style… no Cosmopolitan -just the Slits.