Led Zeppelin – In Through The Out Door
Mein Gott, war das spannend! Eine Woche vor Veröffentlichung der neuen LZLP lud die WEA ein paar ausgesuchte Schreiber ein zu einer Hörprobe. Eine neutrale Anpressung wurde hereingetragen und aufgelegt; das zugehörige Cover, so wurde bedauernd erklärt, könne vor dem Veröffentlichungstermin am 20. August noch nicht vorgeführt werden. In England, wo offenbar ein ähnliches Theater veranstaltet wurde, klaute daraufhin irgendjemand kurzerhand ein paar LP-Exemplare aus dem WEA-Zentrallager. Wir Hamburger hätten das natürlich auch machen können, aber das deutsche WEA-Lager liegt in der Nähe von Aachen, und das war uns zu weit.
Also: das Leben wäre sicherlich auch ohne die neue LZLP weitergegangen. Obwohl sie sooo schlecht nun auch wieder nicht ist. „In The Evening“, der erste Track, fängt zwar reichlich schicksalsschwanger an, aber dann überwiegt doch ein frischer, machtvoller Powerrock. Es gibt noch drei weitere Titel auf dem Album, die erstaunlicherweise verraten, daß die Zeps noch ’ne Menge Pfeffer zu verstreuen haben. Ebenso überrascht, daß sie – ganz im Gegensatz zu ihren Comeback-Konzerten – konsequent versuchen, sich den Trends der spätsiebziger Rockmusik anzupassen. „Fool In The Rain“ etwa klingt sehr amerikanisch arrangiert und erinnert häufig an Steely Dan („Reelin‘ In The Years“). Der Schluß dieses Songs tönt sogar ausgesprochen karibisch (Abt. Trinidad, und nicht Jamaika!).
Besser als die Led Zep-Steelband gefällt mir allerdings die Led Zep-Blues-Bar-Band, die mit „Hot Dog“ eine prächtige Honky Tonk-Nummer in Szene setzt. Ebenso gut: „Carouselambra , ein Stück für Kinder und Junggebliebene, sehr poppig mit federndem Synthesizer und schön kompaktem Sound. Allerdings zerfällt „Carouselambra“ in drei Teile, die nicht so recht zusammengehören; Teil zwei bringt vorwiegend Led Zeppelin wie gehabt, sehr heavy mit bluesigen Anklängen; Teil drei klingt ein bißchen nach New Wave.
So weit, so gut. Bleiben noch drei Titel. „South Bound Saurez“ entpuppt sich als langweiliger Füller. „All My Love“ ist ein lahmarschiges, absolut überflüssiges Stück mit eingebautem Klassik-Verschnitt und merkwürdigen Rhythmus-Passagen, die fatal daran erinnern, daß die ganze LP in den Abba-Studios in Stockholm aufgenommen wurde, „I’m Gonna Crawl“ schließlich ist eine verkrampfte und verkorkste Blues-Nummer, die man in einen dicken Mellotron-Vorhang gehüllt hat (was so alles mögliche ist in der Musik!) und bei der Robert Plant seinen gekünstelten Gesang hoffentlich selbst nicht ernst nimmt.
Nach diesem Abgesang hat man kaum noch Lust, die LP noch mal aufzulegen. Aber wie gesagt, sie hat auch ihre guten Seiten, und man sollte den Opas schon noch ’ne Chance geben.