The Who – The Kids Are Alright

Den Film kenn ich noch nicht, bin aber sicher, daß er mich begeistern wird, selbst wenn er schlecht sein sollte – denn seit 15 Jahren bin ich echter Who-Fan. Solche Manie sollte jedoch irgendwo weit draußen ihre Grenzen finden, und der Soundtrack „The Kids Are Alright“ liegt weit draußen. Mit dem Filmbild zusammen dürfte das alles irre sein, aber ohne? Wem nützt eine solche Doppel-LP inklusive ihrer drei Zusatz-Songs, die im Film nicht auftauchen?

Es geht natürlich um die Geschichte der Who, von ihren Anfängen als Detours und High Numbers bis ungefähr in die Mitte der Siebziger. Leider aber, wie üblich, mit besonderer Berücksichtigung von „Tommy“, jedoch ohne einen einzigen Song aus „Quadrophenia“, was (leider kaum bekannt) die viel bessere Rockoper der Who war. Okay, bald überfällt uns auch der Soundtrack zu „Quadrophenia“, und daher hat man das hier ausgespart. Aus kommerziellen Gründen kann ich das akzeptieren, muß aber zugleich feststellen, daß „The Kids Are Alright“ keine repräsentative akustische Who-Story ist.

Wirklich toll: die 18seitige Foto- und Textbeilage zum Album, mit Informationen von Roy Carr, die fast alle richtig sind. Ende! Der Rest in den Rillen bringt Bekanntes, zusammengeklaut aus Konzerten, TV-Shows und sonstwoher. Das ist für mich und 284 ähnlich fanatische Who-Freaks in der BRD von Interesse. Für wen sonst? Wer nicht alle Who-Platten besitzt ist mit „Meaty, Beaty, Big And Bouncy“ oder „The Best Of Ten Years“ weit besser bedient – nicht nur bezüglich der Soundqualität. Wir 285 aber, wir unterhalten uns jetzt darüber, wieso Daltrey offenbar öfter einen Halbton zu hoch gesungen hat; daß „Tommy Can You Hear Me“ und „Magic Bus“ aus unserem, Uschi Nerke hab‘ ihn selig, Beat Club in diesen Soundtrack übernommen wurden; daß wir hier drei weitere Woodstock-Bruchstücke der Who serviert bekommen, die noch nieeee vorher veröffentlicht worden sind; daß wir endlich die Live-Version der Who-Mini-Oper „A Quick One (While He’s Away)“ aus dem unveröffentlichten Film „Rolling Stones Rock And Roll Circus“ von 1968 hören dürfen, die allerdings wie aus dem Studio, nur schlechter klingt.

Aber sogar einige von uns 285 Who-Fans werden bemerken, daß es auch Wichtigeres gibt, als solche detaillierten Details nachzuverfolgen, und daß „Who Live At Leeds“ sowieso die viel stärkere (wenn nicht die Live-LP überhaupt) war, was sich im direkten Vergleich an „Young Man Blues“ beweisen ließe.