Arlo Guthrie – Outlasting The Blues
Noch immer haftet ein bißchen „City Of New Orleans“ und „Aüce’s Restaurant“ an ihm. noch immer verbindet man Arlo Guthrie mit Woodstock, Nashville und Los Angeles. Will sagen: Arlo Guthrie hat in den 12 Jahren, seit er das musikalische Erbe seines Vaters Woody Guthrie angetreten hat, nichts von seiner Philosophie, seiner Offenheit und seinem Hang eingebüßt, sich auf ehrliche Art seinen Zuhörern mitzuteilen. Er war zwar seit den obenerwähnten Hits nur ganz sporadisch in den US-Charts, war dafür aber dauernd unterwegs und hat viel Geld für hilfsbedürftige Organisationen gestiftet, Wohltätigkeitskonzerte gegeben und bei politischen Veranstaltungen mitgemischt. Was muß das für ein Mensch sein, der gibt, obwohl er selber nicht viel hat. Die allgemeine amerikanische Oberflächlichkeit trifft bei Arlo Guthrie ganz und gar nicht zu! Er ist in der Tradition seines Vaters Woody groß geworden, der sich bis zu seinem Tod immer wieder für Minderheiten eingesetzt hatte. Das Schöne dabei ist. daß man bei Arlo’s Texten und Musik weder feuchte Augen kriegt, noch die Faust in der Hosentasche ballt. Man denkt einfach mit. Seine Sprache ist eindeutig und klar. Schon der erste Titel „Prologue“ hinterläßt Eindrücke, wirkt wie ein gelassener Rückblick auf eine Zeit, von der man viel erwartet hatte: Alone on a hill back in 65/ Things looked a lot like changing/Singing our songs that we harmonized/Dreaming of worlds rearranging.
Hat sich was geändert? Arlo stellt es erst gar nicht zur Debatte; er resigniert ein-bißchen, ohne sich dabei in ein Schnekkenhaus zurückzuziehen. Im zweiten Song „Which Side“ fragt er nämlich seine Zuhörer: But just one question still remains/To which we must respond/Two roads from where we are/Which side are you on?
Musikalisch haben sich Arlo und seine Band Shenandoah auf nichts Neues eingelassen; sie wirken aber immer noch zeitlos, können jeder Stimmung eine Regung entlocken, weil sie das Gefühl geben, nicht allein zu sein. Die Songs haben alle diesen Deja Vu-Charakter, verraten aber Arlos unverkennbare Eigenart, sich mit wenig Getöse zu vermitteln. Seine musikalischen Paten sind der Mississippi-Blues. der Folk-Song der Generation seines Vaters, ein bißchen Country-Musik und natürlich viele ganz legitime Pop- und Rock-Elemente, womit er seine Tradition in unsere Zeit katapultiert. Arlo Guthrie fällt zwar kaum auf im musikalischen Geschehen dieser Welt, doch würde er uns allen fehlen, wenn es ihn nicht gäbe.