Dennis Brown – Words Of Wisdom

Weltschmerz? Zivilisationsmüdigkeit? Zukunftsangst? Diese Platte ist Balsam für die Seele. Sie holt dich aus einem Tief heraus und baut dich wieder auf. Mit warmen, menschlichen Reggae-Klängen, gepaart mit sanftem, aber nicht zu sanftem Rock. Da werden deine Wunden nicht zugekleistert, um bei nächster Gelegenheit wieder aufzubrechen; da setzt vielmehr ein Heilungsprozeß ein, der fortschreitet, je öfter du diese LP hörst. Und das alles bewirkt nur die Musik; es ist gar nicht notwendig, nach guter jamaikanischer Sitte einen Joint zu rauchen.

Dennis Brown ist gerade Anfang zwanzig, und die Jamaikaner halten ihn für ein neues musikalisches Wunderkind. Er hat etliche Platten gemacht, aber „Words Of Wisdom“ ist seine erste Produktion für den Markt außerhalb von Jamaika und von Londoner und New Yorker Reggae-Kolonien. „Money In My Pocket“, der stärkste der zwölf starken Songs dieser LP, war in England als Single bereits ein Top Twenty-Hit. Ein ungewöhnliches Liebeslied hat Dennis da komponiert; er erzählt, daß sein Mädchen ihn hat sitzen lassen an einem regnerischen Tag, und nun steht er da mit seiner ganzen Männlichkeit und dem ganzen Geld in der Tasche und kann sich davon eben doch nicht die richtige Art von Liebe kaufen. Es gibt noch einige Liebeslieder auf „Words Of Wisdom“, und neben ihnen stehen religiöse Stücke und sozialkritische, revolutionäre Songs: „Kill, cramp and paralyse all downpressers, aggressors and transgressors.“ Das klingt zwar aggressiv und böse, wird aber durch die Musik modifiziert da will jemand Frieden, Freiheit und eine faire Chance; wenn er das bekommt, wird er sicher nicht zum Messer greifen.

Dennis Brown prägt diese Platte durch seine volle, warmherzige Stimme; er hat bei der Produktion allerdings im Hintergrund noch einen einflußreichen Partner gehabt, der viele Songs der Platte komponiert, sie produziert, arrangiert und abgemischt hat: Joe Gibbs. Gibbs ist einer der berühmten jamaikanischen Studiohexer (wer nach London oder Jamaika reist, sollte sich auf jeden Fall ’ne Platte aus Gibbs „African Dub“-Serie besorgen), und er hat mit Dennis Brown jemanden aufgetan, der seinen – Gibbs – Namen sicherlich auch außerhalb der Karibik etablieren wird. Ähnliches hat sein Kollege Lee Perry ja schon vor Jahren mit Hilfe von Bob Marley erreicht.