Flying Burrito Brothers – The Flying Burritos Bros.

Die Jahre 1971 und 72 markieren die Blütezeit des amerikanischen Country-Rocks, den Bob Dylan („John Wesley Harding“) und die Byrds („Sweetheart Of The Rodeo“) 1968 eingeläutet hatten. Ganz vorne in der Phalanx jener Gruppen, die aus Rock und hinterwäldlerischer Bluesgrass-Musik sanftmütige und locker fließende Songs formten, standen seinerzeit die Flying Burrito Brothers.

Obwohl sich die Besetzung der Band pausenlos veränderte, dokumentieren die vier Alben, die sie von 1969 bis 1971 aufnahm, eine kontinuierliche kreative Entwicklung. LP Nummer drei, Anfang 1971 unter dem Titel „The Flying Burrito Bros.“ veröffentlicht, ist wohl das reifste und beste Werk der Gruppe. Country-Rock-Balladen wie „Colorado“ oder „All Alone“ haben auch die Eagles später nicht übertroffen. Meisterwerke sind daneben rockbetontere Titel wie „Tried So Hard“ und „Four Days Of Rain“ oder der noch stark von Bluesgrass-Elementen durchzogene Song „White Line Fever“.

Daß die Burrito Bros, gerade mit dieser LP ein Stück Rockgeschichte schrieben, liegt an der Besetzung, die sich in jenen Tagen für ein paar Monate nur zusammenfand. Rick Robers (Gitarre), heute bei Firefall, kam für Gram Parsons neu hinzu, perfektionierte den Sound der Band und drückte ihn mit einigen entscheidenen Kompositionen noch stärker ins Rock-Lager hinüber.

Er traf auf zwei Partner, die diesen Trend nur allzu gern mitvollzogen: Bernie Leadon (Gitarre, Banjo), der kurz darauf die Eagles mitbegründete, und Chris Hillman (Baß), der früher bei den Byrds gespielt hatte und später in Stephen Still’s Band Manassas eine Schlüsselrollc übernahm. Wohlbekannt sind auch die noch verbleibenden Burrito-Brüder: Mike Clarke, der ehemalige Trommler der Byrds, saß am Schlagzeug, und Sneaky Pete Kleinow, ohne dessen Hilfestellung jahrelang kaum ein Country Rock-Album aus dem Studio kam, spielte virtuos die Pedal-Steel-Gitarre.

Country-Rock war die Musik der in San Francisco und Woodstock gescheiterten Hippies, die nun als Feld-, Wald- und Wiesen-Freaks aus den Städten hinaus in die Landkommunen zogen. Heute gleicht diese Spielart des Rock häufig einem seichten, stehenden Gewässer, das langsam vor sich hinfault – man denke da nur an die jüngsten Platten der Eagles. Damals, zu Zeiten der Burrito Brothers, sprudelte sie jedoch noch frisch und klar wie ein Bergbach in den Rocky Mountains.