Manfred Mann’s Earthband – Angel Station
Mil „Watch“ hatte die Earthband vor einem Jahr ein stilistisch in sich geschlossenes Album mit einem vollkommen ausgereiften Sound vorgelegt. Hier war also kein Weiterkommen mehr, und sich auf einmal errungenem Lorbeer zur Ruhe zu legen, war noch nie Manfred Manns Art. Die Umbesetzung der Earthband in vergangenen Jahr kam daher gar nicht mal so überraschend – wer Manfred kennt, wußte, daß sowas in. der Luft lag. Mit der neuformierten Gruppe nun (siehe Bericht auf Seite 26) kehrte er seiner jüngsten Vergangenheit zwar nicht den Rücken, aber suchte doch nach neuen Wegen parallel zur gewohnten Earthband-Musik.
Experimentierfreudigkeit prägt daher“.Angel Station“
in starkem Maße; ausgefallene Klangkompositionen tauchen überall aus den Rillen auf. Mehr denn je nutzte die Earthband offenbar die vielfältigen Möglichkeiten der elektronischen Verfremdung und der elektronischen Tonerzeugung, ohne dabei ihr rockiges Feeling und ihre schwergewichtige rhythmische Basis aufzugeben. Manchmal erinnern Passagen dieser LP an Supertramp (so im kurzen Stück „Platform End“), mal entdeckt man Querverbindungen zu deutschen Elektronikern (etwa in „Angels At My Gate“). Überhaupt steckt in dieser Platte ein Hauch von Schwermut, stößt man auf getragene Melodien, die der deutschen Mentalität sehr nahe stehen. (Bestes Beispiel: „Waiting Tor The Rain“). Daß die Earthband hierzulande inzwischen populärer ist als im Rest der Welt, ist also kein Zufall.
Eins hat Manfred Mann, der vier Songs der Platte komponierte, sie mit produzierte und wohl auch die Umgestaltung aller Fremdkompositionen besorgte, darüberhinaus bei dieser LP beibehalten: seinen erfreulichen Hang zu eingängigen Melodien. Krönung dieses Trends ist seine Umarbeitung des Dylan-Songs „You Angel You“ (von der Dylan-LP „Planet Waves“). Eine fantastische Nummer, die überall der große Hit der nächsten Monate werden könnte.