Bob Marley & The Wailers – Babylon By Bus
Dies ist ein Rockalbum. Marley und die Wailers schöpfen heutzutage Kraft aus dem Reggae so wie Eric Clapton Kraft aus dem Blues holt, oder Fairport Convention Kraft aus der traditionellen Folklore. „Babylon By Bus“ ist also keine Platte für Marleys Landsleute in Jamaika, sondern eine Platte für dich und mich, für Leute zwischen Los Angeles und London, Ibiza und Stockholm.
Es ist eine verteufelt gute Rockplatte. Eine Doppel-LP, live mitgeschnitten im Verlauf der 78er-Welttournee der Wailers. Während „Kaya“ – bislang Marleys weitester Vorstoß in Richtung auf die anglo-amerikanische Rockmusik – leichtgewichtig und entspannt wirkte und manchmal schon gefährlich nahe an den easy listening-Bereich herankam, reißt „Babylon By Bus“ den Hörer mit und läßt sein Blut durch die Adern schießen. Bei den Wailers ist der Einfluß des Gitarristen Junior Marvin gewachsen, der eine typische Rockgitarre spielt, und zwar ausgezeichnet. Diese Platte geht prächtig los, zumal die brodelnde Live-Atmosphäre gut eingefangen wurde und sich auf den Hörer überträgt.
Bekanntgeworden ist Marley hierzulande so richtig erst mit den LPs „Exodus“ und „Kaya“; besonders interessant sind daher die Seiten zwei und drei des Live-Albums. die acht ältere ausdrucksstarke und meist sozialkritische Marley-Klassiker enthalten: „Lively Up Yourself“. „Rebel Music“, „War/No More Trouble“, „Stir It Up“, „Kinky Reggae“, „Rat Race“, „Positive Vibration“ und „Concrete Jungle“. Überflüssig ist allerdings das Rastafari-Ritual am Anfang von „Babylon By Bus“. Klar, Babylon ist überall, aber ist z.B.Ibiza auch eine Rasta-Hochburg?