Eric Clapton
Backless
Polydor (Universal)
Eric Clapton s neue Platte ist vor allem eine Blues-Platte. Souverän präsentiert er die Urmutter der Rockmusik in zahlreichen Schattierungen. „Watch Out For Lucy“ und „Roll It“ bringen saftigen Blues-Rock, streckenweise sogar mit Gospel-Anklängen. Hinter „I’ll Make Love To You Anytime“ und „Tell Me That You Love Me“ verbirgt sich der Country-Blues, im ersten Fall typisch Cale’scher Machart (J.J. hat den Song auch komponiert). „If I Don’t Be There By Morning“ kann als blueslastiger Country-Rock gelten, so wie ihn auch die Stones zuweilen spielen. „Tulsa Time“ ist typischer Rhythm & Blues, und „Early In The Morning“ schließlich reinrassiger Elektro-Blues, wie ihn Erich seit seinen Yardbirds-Zeiten auf Platte nicht mehr vorgebracht hat. Clapton back to the roots, beseelt und inspiriert wie lange nicht mehr. Neben dem Blues-Festival blieb auf „Backless“ nur noch Platz für drei Country Rock-Nummern („Walk Out…“, „Promises“ und „Golden Ring“), bei denen Einflüsse der Band nicht zu überhören sind.
Im Sound der LP herrscht jene gedämpfte Spannung vor, die man von Clapton gewohnt ist. Packend geriet sein Zusammenspiel mit George Terry, gut eingepaßt sind die Passagen, die Marcy Levy singt. Glyn Johns hat ökonomisch produziert, Eric genügend Dynamik im Blut. Alles in allem also eine herausragende Platte, die dem Vergleich mit „461 Ocean Boulevard“ standhält (obwohl sie ja so anders ist) und „Slowhand“ in den Schatten stellt. Allerdings hätte ich so gerne noch erfahren, wer Mundharmonika spielt. Das Cover schweigt dazu, Herr Stigwood!