Stephen Bishopb – Bish
„In gewissem Sinne ist ,Bish‘ mein ,fünftes‘ Album. Ich hab’s nur vorgezogen“, erklärt Stephen Bishop die Tatsache, daß er auf seinem zweiten Longplayer einige Experimente gewagt, sich manche Extravaganz erlaubt hat, die andere Künstler erst bei einem vierten oder fünften Album in Angriff nehmen würden. Nun ja, „Bish“ ist zumindest ein sehr sorgfältig erarbeitetes, sehr aufwendig produziertes Werk für einen noch vergleichsweise jungen und unbekannten Musiker. Kosten wurden nicht gescheut. So holte man etwa für das nur 55 Sekunden dauernde „If I Only Had A Brain“ ein komplettes Symphonie Orchester ins Studio, ließ Stephen stolz in einem Interview wissen. Er verschwieg, daß zumindest die Geiger danach ihre Instrumente nicht wieder einpacken durften, sondern noch manch andere, zuckersüße Partitur herunterfiedeln mußten. Leider. Denn diese Opulenz macht Stephens Album zu einem akustischen Kalorienbomber. Offenbar wurde auch das sogenannte „sequencing“, also die Titelauswahl, lange überlegt. Es fehlen weder das schon von Art Garfunkel erfolgreich eingespielte „Looking For The Right One“ noch ein, zwei Nummern mit ganz leichtem „Funky“-Beat, die der Erfolgsformel von Boz Scaggs nachgearbeitet erscheinen: „Everybody Needs Love“ und „Vagabond From Heaven“. Melancholisch, in a blue mood, sind Stücke wie „A Fool At Heart“ oder „When I Was In Love“: Stephen versteht es, sein einziges, übrigens typisches Songwriter-Handicap, eine Stimme die zur Interpretation der eigenen Stücke nicht ganz ausreicht, geschickt zu überspielen: ein gesanglich phrasierendes Saxophon und nicht zuletzt eine Reihe potenter Backgroundvocals (Chaka Khan, Natalie Cole, Art Garfunkel) überdecken den Mangel.
„What Love Can Do“, gewidmet Yip Harburg, der außer dem oben erwähnten Intro aus dem Film „The Wizard Of Oz“ viele zu Evergreens avancierte Fümmelodien(„Papermoon“, etc.) komponierte, ist Bishops Hommage an Schmachtfetzen der Vierziger Jahre. Harry Nillsons „A Touch Of Schmillson In The Night“ ist eine Lieblings-LP von Stephen Bishop. Das soll als Hinweis genügen, um alle, die an tränentreibender Nostalgie keinen Gefallen finden, vom Kauf dieser Platte abzuhalten. Wer aber gern mal eine „blaue Stunde“ macht, ist mit „Bish“ nicht schlecht bedient.
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