Joe Cocker
Luxury You Can Afford
Elektra (Warner)
Ein Blick auf das Cover sagt eigentlich schon alles über die neue Joe Cocker-LP aus: Cockers versoffener Schädel mit drahtigem Haarschopf schaut uns verschmitzt aus dem dezenten Grauen mit Nadelstreifen entgegen. Ob er sich diesen Luxus leisten sollte, ist die Frage. Wahrscheinlich bleibt ihm aber gar nichts anderes mehr übrig, als sein rauhes Organ in vorwiegend wohlgesetzte Arrangements zu“.betten“, die ihm sein Produzent (diesmal Allan Toussaint) vorschreibt. Es stehen wieder hervorragende Musiker zur Verfügung: Dr. John, Richard Tee, Cornell Dupree, Eric Gale, Steve Gadd und Bernhard Purdie. Mit penetranter Perfektion läuft hier alles nach Plan: die Bläser, die unvermeidlichen Chormädchen, das Honky Tonk-Piano…. funky but chic, um den berühmten David Johansen-Slogan noch einmal zu benutzen. Zum Glück gibt es noch einige Momente, in denen die Soundmaschine nicht völlig über Joe Cocker zusammenschlägt. Zum Beispiel in „Lady Put The Light Out“, wo allerdings ärgerlicherweise die Chormiezen wieder dazwischen funken. „Wasted Years“, ein gedämpfter Blues, bleibt leider auch nicht unberührt von den abgebrühten Produktionsmethoden der amerikanischen Studio-Füchse. Wenn man einem Mann wie Cocker Streicher unterjubelt, dreh‘ ich leider durch. Die Bläser laß ich mir zum Beispiel bei „Heard It Through The Grapevine“ noch gefallen, meinetwegen auch bei den anderen funky eingespielten Titeln, obwohl die Musik dabei reichlich auf Disco-Sound für Intelligente getrimmt wird. Nichts gegen die Musiker – ich find‘ sie einzeln alle toll – nur stehe ich persönlich mehr auf Spontanes. Und im Zusammenhang mit Joe Cocker stell‘ ich mir ein paar ungehobelte britische Rocker einfach optimal vor.