Van Morrison – Wavelength
Wer den Van Morrison nicht schon seit Them oder wenigstens seit seinen Soloalben oder zumindest seit „The Last Waltz“ kennt, dein ist wohl nicht mehr zu helfen – es sei denn, er nähme die letzte Chance wahr und schaltete sich per „Wavelength“ auf Morrisons Wellenlänge ein. Sender WB 56 526, Fünf-Sterne-Kanal, 49 Minuten mit Peter Bardens (früher Them und Cainel). Bob Tench (Jeff Beck Group und Family), Garth Hudson (The Band) und Herbie Armstrong (immer noch Yeilow Dog) zum Beispiel und mit einem Van Morrison, der gurgelt und schreit wie eh und je, dann plötzlich romantisch dahergurrt wie ein liebestoller Kater und dem man, wenn er „Freut mich dich wiederzusehen“ singt, tatsächlich auch glaubt. Der Stilmittel hat’s viele: Peter Bardens spielt enorm einfühlsame Keyboards, sein Synthie klingt warm (!) und angenehm; zum Reggae „Venice USA“ spielt Garth Hudson ein Akkordeon-Solo; von Morrison’s Einsatz einiger Chormiezen kann Meister Dylan sich etliche Scheiben abschneiden; dazu tönen vielfältige Gitarren zwischen elektrisch und spanisch, tauchen Saxofon-Soli auf. „Wavelength“, der Titelsong, könnte so auch von Steve Miller stammen. Trotzdem zeigt spätestens die zweite Gesangsnote: Van Morrison, allzeit präsent, doch nie polternd und erschlagend, sondern souverän am langen Zügel die gesamte LP dirigierend. Seite zwei klingt relativ verhalten, Seite eins läuft einen Gang schneller und gehört zum besten, was mir in diesem Jahr zu Ohren gekommen ist. Die gesamte LP strahlt eine Wärme und Reife aus, wie sie nur von wirklich großen Musikern ‚rüberkommen kann. Wer da nicht zum Van-Fan wird, sollte seine Ohren abgeben.