Illusion – Illusion

„Illusion“ hieß die 1970 erschienene zweite LP der britischen Band Renaissance, der Gruppe des ehemaligen Yardbirds-Gitarristen Keith Reif. Renaissance besteht als Name bis heute fort. In völlig neuer Besetzung produzierte diese Formation mehrere Alben, zuletzt – recht hörenswert – „A Song For All Seasons“ (Warner Bros. 5646Q). Die eigentliche Nachfolge der „Ur“-Renaissance aber traten an: John Hawken (piano) Jim McCarty und John Knightsbride (git), Louis Cennamo (bass), Eddie McNeil (drums) und Jane Reif, die Schwester von Keith Reif, der 1976 einem Elektroschock erlag. Sie nennen sich Illusion, nach der oben erwähnten LP, und sind mit der heutigen Renaissance weder verwandt noch verschwägert. Alles klar?

Illusions drittes Album, wieder von Paul Samwell-Smith, dem Macher der ersten beiden Renaissance-LPs produziert, bietet im Wesentlichen nur eine leichte Weiterentwicklung des ursprünglichen Sounds von 1970: verträumte Keyboards, die Klavierthemen der Klassik und Romantik aufgreifen und variieren, bilden ein Gitterwerk, in das sich Gitarrenparts, die ätherisch hohe Sopranstimme und die Becken und Gongs einfügen. Charakteristischerweise überwiegt bei den von Mc-Carty gesungenen Stücken „Never be the Same“ oder „Man of Miracles das traditionelle Element englisch/irischer Volksmusik mit klarer Gliederung der Verse, während bei den von Jane Reif dominierten Songs oft eine klassische Satzform mit Steigerung von „lyrisch“ bis „dramatisch“ versucht wird. (Besonders gelungen bei „Madonna Blue“ und „Louis‘ Theme“.) Die Tradition des Renaissance-Hits von 1970, „Wanderer“, führt „Cruising Nowhere“ weiter. Herzschlagartig pulsierend treiben Bass und Trommeln, hypnotisch wiederholt sich die Titelzeile „Cruising Nowhere ‚, während eine E-Gitarre Heavy-Töne fetzt und Synthesizer in höchsten Höhen zirpen. Über einen Wasserfall synkopischer Läufe von Gitarre und Bass endet das Stück abrupt, wie ein Sturzbach in einem See mündet.