Soft Machine – Alive And Well Recorded In Paris
Zunächst legte ich die Platte naserümpfend auf, weil ich nur wenig von der Soft Machine erwartete. Schließlich stellte die Band – damals noch mit Leuten wie Mike Ratledge, Kevin Ayers und Robert Wyatt, später u.a. mit Allan Holdsworth und Roy Babbington – einmal ein immens wichtiges Bindeglied zwischen Rock und Jazz dar, verlor aber mit den Jahren viel an Gewicht und Wirkung. Gerade die beiden letzten Alben „Bundles“ und „Softs“ klangen relativ belanglos und ließen speziell den Rock zugunsten esoterischen Brimboriums auf der Strecke. Doch oh Wunder: Live aus Paris, vom Juli 1977, feiern Soft Machine beinah eine Wiedergeburt, die alles enthält, was einmal den Stellenwert der Band ausmachte. Womöglich haut die Besetzung wieder richtig hin, die hier mit John Marshall, Karl Jenkis, Steve Cook, Rick Sanders und John Etheridge angegeben ist. Seite eins stellt eine Tour de force durch sieben neuere Stücke dar, die nicht nur – dramaturgisch überaus abwechslungsreich – reichlich feine Melodien vorweist, sondern dermaßen kräftig daherrockt, daß manche Heavy Band sich umsehen würde.
Während diese Suite vorwiegend dem Ensemblespiel gilt, treten auf Seite 2 Jenkins, Sanders und Etheridge mit Soli hervor, die dann in „Soft Space“ münden: Eine bravouröse Mixtur aus Disco-Sound und Elektro-Mustern, zwar distanziert, aber kompetent und locker gespielt. In dieser Form stellen Soft Machine wieder was dar, und jeder Rockfreund, der nicht bei Kiss stehengeblieben ist, sollte hier mal dringend hineinhören!