Atlanta Rhythm Section – Champagne Jam

Die hätten fast das Handtuch geworfen. Fünf LPs, von der Kritik mit Wohlwollen bedacht, aber keine nennenswerten Verkaufszahlen – das kann schon frustrieren. Doch dann: mit ihrem sechsten Album „A Rock’n’Roll Alternative“ und der ausgekoppelten Single „So In To You“ landete die Atlanta Rhythm Section 1977 hoch in den amerikanischen Charts, und die Dollars begannen zu rollen. Es gibt die ARS also immer noch.

Die neue LP „Champage Jam“ wiederholte das Erfolgsmuster des Vorläufers: die Top-Ten-Single „Imaginary Lover“ zog auch das Album in die Region der Gold- und Platin-LPs, und eine weitere Auskopplung, „I’m Not Gonna Let It Bother Me Tonight“, marschiert derzeit mit Aufwärtstrend durch die Hitlisten.

Verdient, denn die Songs der 6-köpfigen Truppe aus den amerikanischen Südstaaten zählen mit Abstand zum Besten, was man heute unter dem Etikett „Southern Rock“ hören kann. Einfache und gute Melodien, dazu ein satt rockender Instrumentalsound, in dem die zwei elektrischen Leadgitarren dominieren. (Ich weiß, sowas ist ein alter Hut, aber hier klingt’s mal wieder nach Saft und Kraft).

Anklänge an Lynyrd Skynyrd sind nicht zu überhören, besonders in „Large Time“ („Well, I’m proud to be living in the USA, playing for the ARS“), „Evileen“ und „The Ballad Of Lois Malone“, einer Neuauflage von L.S.’s „Ballad Of Curtis Loew“, allerdings nicht ganz so „raunchy“ wie bei denen.

Die Rocker überwiegen auf dieser LP, doch die Rhythmussektion aus Atlanta erweist sich als gleichermaßen versiert in der Interpretation von sanften, locker swingenden Nummern wie den schon genannten Singles (einem Zugeständnis an den an seichtem Zeugs ausgerichteten Geschmack des Durschnittsamerikaners, wie unschwer zu erkennen ist und „Normal Love“. Immerhin werden keine Streicherorgien inszeniert, und die Beziehung zu Rock und Blues bleibt immer deutlich.

Wenn’s also „Southern Rock“ sein soll, dann zieh‘ ich die Atlanta Rhythm Section allen Vertretern dieses Genres vor – besser geht’s nicht.